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Zurück Delphi-PRAXiS Delphi-PRAXiS - Lounge Klatsch und Tratsch Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

Ein Thema von Perlsau · begonnen am 24. Jan 2016 · letzter Beitrag vom 26. Jan 2016
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Seite 2 von 2     12
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mael

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#11

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 19:11
sind die annahmen falsch, dann auch die schlüsse.
1=2 => 2=1 =>

1=2
2=1 (+)
-------
3=3 (=)
Korrekt. Ironischerweise werden mit inkonsistenten/falschen Annahmen alle Schlüsse richtig. Mael's Aussage wäre folgendermaßen korrekt:

"Sind die Annahmen falsch, sind die Schlüsse nutzlos".
Wenn man mit "Schluss" nur die Definition des "=>"-Operator/der Implikation meint ist das korrekt. Ist die Prämisse falsch ist die Aussage der gesamten Implikation wahr. Das ist aber eine Festlegung aus formalen Gründen und hat außerhalb der Logik keinen wirklichen Sinn/Aussagekraft.

Aber selbst innerhalb der Logik stimmt dies nur wenn man nur einzelne Schritte betrachtet.
Man will aber keine "lokale" Wahrheit, sondern globale Wahrheit. Man muss also Annahmen unabhängig vom Rest mit aufführen (1=2) und nicht nur implizit mitverwenden (1=2=>2=1). Die Wahrheit der gesamten Aussage wäre:

(1=2) und (1=2=>2=1) und (1=2 => 1+2=3) und (2=1 => 2+1=3)

Da die erste Aussage falsch ist, ist die Verundung mit dem Rest auch falsch.

Technisch gesehen müssten am Anfang der Aussage noch die Verundung mit den Grundaxiomen der Logik und der Rechenregeln stehen. Es fehlt also der Kontext.




Normalerweise wäre das wohl ein Detail, bei dem Thema finde ich es aber wichtig. Einer Implikation per Definition die Aussage wahr zu geben nur weil ihre Prämisse falsch ist ist ein technischer Trick, wahrscheinlich damit Ableitungsschritte unabhängig voneinander ausgeführt werden können.

Dieses "Wahr"-Ergebnis ist aber nur ein Hack. Man hätte genausogut (und wie ich finde sinnvoller) Implikationen mit falschen Prämissen das Ergebnis "Falsch" zuordnen können.
HxD, schneller Hexeditor:
http://mh-nexus.de/hxd

Geändert von mael (25. Jan 2016 um 20:17 Uhr) Grund: Versucht korrekter zu beschreiben was gemeint war, man müsste wohl Formeln verwenden und das exakt/verständlich zu machen
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Delphi-Laie

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#12

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 19:42
aus einer falschen annahme kann nur wahres folgen.
1=2
1=2 (+)
-------
2=4 (=)

Geändert von Delphi-Laie (25. Jan 2016 um 19:51 Uhr)
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mael

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#13

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 19:49
[QUOTE=Delphi-Laie;1328192]
Aus einer falschen Annahme kann nur Wahres folgen.
1=2
1=2 (+)
-------
2=4 (=)
Die Definition der Implikation ist durch folgende Wahrheitstabelle gegeben:

Code:
a  b  a => b
f  f    w
f  w    w
w  f    f
w  w    w
"a" ist die Annahme. Ich meine hier das Ergebnis des "=>"-Operators das aus der Verknüpfung von a und b folgt. Ich habe versucht das oben umzuformulieren (siehe Edit).


Ich hoffe es sind etwas mehr als diese Kleinigkeiten aufgefallen?

P.S.: Zur Kommunikationserleichterung wäre es hilfreich mehr als nur kurze Formeln hinzuschreiben (die bisherigen deuten auch nur die gewünschte Implikation an weisen sie aber nicht explizit auf, bei Diskussionen von Detailfragen sollte so etwas erwähnt werden), da wir hier offensichtlich an einander vorbeireden.
HxD, schneller Hexeditor:
http://mh-nexus.de/hxd

Geändert von mael (25. Jan 2016 um 20:11 Uhr)
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Luckie

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#14

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 19:56
Anderer Ansatz: Was ist, wenn man das Gegenteil (nicht) Beweisen kann? Können wir beweisen, dass wir nicht eine Computersimulation eines übergeordneten Wesens sind? Wenn wir beweisen könne, dass wir es nicht sind? Sind wir dann real?
Michael
Ein Teil meines Codes würde euch verunsichern.
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JasonDX
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1.062 Beiträge
 
#15

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 20:44
Wenn man mit "Schluss" nur die Definition des "=>"-Operator/der Implikation meint ist das korrekt. Aus einer falschen Annahme kann nur Wahres folgen. Das ist aber eine Festlegung aus formalen Gründen und hat außerhalb der Logik keinen wirklichen Sinn/Aussagekraft.
Deswegen versuchen wir auch, unsere Systeme konsistent zu halten. Ich verwende allerdings nur ungern die Implikation beim Kombinieren von Axiomen. Axiome sind eher vergleichbar mit einer Vektorbasis. Wenn man dann Axiome kombiniert, spannen diese die Menge der in dem System beweisbaren Aussagen auf.

Aber selbst innerhalb der Logik stimmt dies nur wenn man nur einzelne Schritte betrachtet.
Man will aber keine "lokale" Wahrheit, sondern globale Wahrheit. Die Wahrheit der gesamten Aussage wäre:

(1=2) und (1=2=>2=1) und (1=2 => 1+2=3) und (2=1 => 2+1=3)

Da die erste Aussage falsch ist, ist die Verundung mit dem Rest auch falsch.

Technisch gesehen müssten am Anfang der Aussage noch die Verundung mit den Grundaxiomen der Logik und der Rechenregeln stehen. Es fehlt also der Kontext.
Kurz gesagt: Axiome sind Annahmen. Wie definierst du aber, dass eine Annahme falsch ist? Dafür brauchst du wieder Kontext, und wo nimmst du den her? Den musst du auch erst wieder definieren, und damit drehst du dich im Kreis.

Normalerweise wäre das wohl ein Detail, bei dem Thema finde ich es aber wichtig. Wahr als Ergebnis der Implikation mit einer falschen Prämisse ist ein technischer Trick, wahrscheinlich damit Ableitungsschritte unabhängig voneinander ausgeführt werden können.

Dieses "Wahr"-Ergebnis ist aber nur ein Hack. Man hätte genausogut (und wie ich finde sinnvoller) Implikationen mit falschen Prämissen das Ergebnis "Falsch" zuordnen können.
Die Implikation ist kein Trick, und kein Hack, sondern macht vollkommen Sinn. Nehmen wir an, wir haben Axiome {a, b, c}, und wir können aus (a und b) -> F herleiten. (a und b) <-> F würde wenig Sinn machen - schließlich kann bspw auch (b und c) -> F auch gelten, und wenn wir dann a aus dem System entfernen, gilt F immernoch, (a und b) <-> F wäre aber falsch. (Triviales Beispiel: F = b)

aus einer falschen annahme kann nur wahres folgen.
1=2
1=2 (+)
-------
2=4 (=)
Mael hat hier vollkommen recht. Im System, das durch die Addition wie gewohnt, und 1=2 aufgespannt wird, ist 2=4 auch eine beweisbare, und damit wahre Aussage. Dieses System macht zum Beschreiben der realen Welt nicht zwingend Sinn, ist aber als theoretisches Mittel nicht unbedingt unnütz. Ich verstehe nicht ganz, was du mit deinem Beitrag sagen wolltest. Ohne zusätzlichen Kommentar oder Erklärung wird man dich kaum verstehen.

Anderer Ansatz: Was ist, wenn man das Gegenteil (nicht) Beweisen kann? Können wir beweisen, dass wir nicht eine Computersimulation eines übergeordneten Wesens sind? Wenn wir beweisen könne, dass wir es nicht sind? Sind wir dann real?
Wenn wir das Gegenteil beweisen können, ist die ursprüngliche Aussage falsch (oder der Beweis wird durch ein inkonsistentes System aufgespannt).
Wenn wir etwas nicht beweisen können, können wir keine Schlüsse daraus ziehen. Bspw. können wir die Kontinuumshypothese nicht beweisen, egal ob sie richtig oder falsch ist.
Mike
Passion is no replacement for reason
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Perlsau
(Gast)

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#16

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 22:26
Anderer Ansatz: Was ist, wenn man das Gegenteil (nicht) Beweisen kann? Können wir beweisen, dass wir nicht eine Computersimulation eines übergeordneten Wesens sind? Wenn wir beweisen könne, dass wir es nicht sind? Sind wir dann real?
Hier stellt sich mir zuerst einmal die Frage danach, was "real" genau meint und was es nicht meint. Wie definieren wir "real" oder "Realität"? Realität ist zunächst mal ein Fremdwort, das im Deutschen mit Wirklichkeit übersetzt werden kann. Die Wirklichkeitsdefinition hegt von Haus aus eine gewisse Verwandschaft zur Lüge und zu jener Art von Einbildung, die als Halluzination bekannt ist. Wirklichkeit wird gewöhnlich als Gegenteil von Einbildung und Lügenbericht gesehen.

Daher kann man sagen, daß wir gewöhnlich das für real erachten, was uns wirklich erscheint. Auch hier ist wieder der Schein im Spiel, denn er erscheint uns, und zwar auf unserem inneren Monitor, auf dem alles erscheint, was uns jemals erscheinen kann. Letztendlich bleibt festzuhalten: Wir entscheiden uns dafür, etwas als wirklich anzunehmen. Wenn wir uns erst einmal entschieden haben, dann bleiben wir gewöhnlich auch dabei, weil wir sehr viele weitere Entscheidungen treffen, die auf dieser ersten Entscheidung aufbauen. Niemand mag kognitive Dissonanzen, zumindest nicht im eigenen Kopf, und nicht wenige sind irgendwann völlig durchgedreht, wenn sie zu viele zu lange ertragen mußten. Also könnte man auch resümieren, daß es darauf ankäme, wie lange die Entscheidung her ist, dieses oder jenes Phänomen als wirklich zu betrachten. Es ist wahrhaftig nicht einfach, ständig wahrhaftig zu bleiben. Zu leicht lassen wir uns dazu verleiten, eine plausibel klingende Beschreibung als bare Münze zu nehmen. Wir sind ja größtenteils nicht einmal in der Lage, die täglichen News hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes nicht nur zu beurteilen – denn das tun wir sowieso unweigerlich –, sondern sie auch zu überprüfen. Hier hat der gewöhnliche Mensch sich angewöhnt, stets dem jeweils stärksten Sender bzw. lautesten oder vehementesten Schreier zu glauben. Daher hat es sich auch durchgesetzt, daß Lügen, werden sie nur oft genug wiederholt, am Ende als Wahrheiten durchgehen.

Wirklichkeit ist also das Resultat einer Entscheidung, wobei nicht wenige Sachverhalte zwingend nahelegen, sie unweigerlich als Wirklichkeit anzuerkennen, denn ansonsten wird man gehauen oder sonstwie mit äußerst unangenehmen Empfindungen konfrontiert. In unserer normalen, gewöhnlichen Lebenswelt, unserer täglichen Umgebung sind wir immer gut beraten, die Wirklichkeiten, die man überprüfen kann, indem man z.B. dagegenrennt und sich dabei den Kopf stößt, ohne Zögern als Realität anzuerkennen. Das tun wir normalerweise auch, die meisten zumindest. Wir tun das aber auch gerne, wie schon erwähnt, in Situationen, die nicht so ohne weiteres überprüfbar sind, vermutlich aus Bequemlichkeit oder weil wir einfach müde oder erschöpft sind. Da wird z.B. ein Video in den Tagesthemen gezeigt und ein Sprecher erzählt dem Zuschauer, er sähe hier den Beweis dafür, daß die Syrische Armee den Friedensplan nicht einhalte. Können wir in der Rolle des Couch-Potatoes davon irgend etwas nachprüfen? Als ich könnte das erstmal nicht und würde das deshalb so glauben, weil es von einer mir bis dahin als seriös bekannten Einrichtung stammt: ARD – Tagesthemen? Die lügen doch nicht, die haben doch ihre Reporter in der ganzen Welt! Doch wie mußte ich staunen, als dasselbe Video am selben Tag im ZDF-Heute-Journal als Beweis dafür herhalten mußte, wie grausam die Taliban in Afghanistan wüten sollen? Da kommt mein gewohntes Schema, nach welchem ich bisher Wirklichkeit erzeugt habe oder habe erzeugen lassen, dann doch ziemlich unerwartet und heftig ins Wanken.

Die meisten Darstellungen im Fernsehen, die als "Wirklichkeit" ausgegeben werden, können wir also gar nicht auf ihren Wahrheits- und Wirklichkeitsgehalt hin überprüfen – nicht weil es theoretisch nicht möglich wäre, sondern weil es uns in dem Moment, wenn wir die Darstellung wahrnehmen, nicht möglich ist. Man bräuchte das Geld und die Zeit, da mal schnell hinzufahren und zu schauen, ob das dort wirklich so ist. Oft ist die Situation auch schon längst zu Ende, wenn das im Fernsehen berichtet wird, wie z.B. Demonstrationen, wo z.B. bei der TTIP-Demo in Berlin laut offiziellen Angaben der Medien nur ein paar Zehntausende waren, laut Veranstaltern und Berichten von Dabeigewesenen jedoch eine halbe Million Menschen demonstriert haben sollen. Keine Ahnung, wieviele das waren, ich war ja nicht dort gewesen.

Könnte man jetzt nicht einfach schlußfolgern, daß wir zwar grundsätzlich Herr darüber sein könnten, welche Wirklichkeiten wir erzeugen, in Wirklichkeit aber das meiste von dem, was wir wirklich von der Welt zu wissen glauben, aus den Medien stammt, denen wir gewöhnlich unvoreingenommen vertrauen? Immerhin, im oben genannten Fall kann ja nur einer von den beiden Berichten zutreffen, denn daß es in einer Stadt in Afghanistan bis aufs letzte Pixel genau so aussehen soll wie in einer syrischen Stadt, und zufällig genau derselbe Ausschnitt dieser Zwillingsstadt gefilmt worden sei, in derselben schlechten Qualität, scheint mir dann doch etwas zu weit hergeholt. Um das zu hinterfragen, genügt der Intelligenzquotient und Reifegrad eines Hauptschülers der vierten Klasse, und zwar nicht unbedingt des Klassenbesten. Solche von den Öffentlich-Rechtlichen doppelt eingesetzte Videos gibt es noch viele weitere. Zugegeben: die Versuchung ist groß, das so einprägend Bildhafte im Flimmerkasten als Wirklichkeit anzuerkennen.

Ein weiterer Aspekt der Wirklichkeitswahrnehmung – oder besser: Wirklichkeitserzeugung, denn die Wirklichkeit entsteht in unserem Kopf, und wir projizieren sie auf unsere Umgebung, gerade so, als ob die Wirklichkeit in unserem Kopf zweifelsfrei ein naturgetreues Abbild dieser Umgebung sei – also ein weiterer Aspekt ist genau das, nämlich der Blickwinkel, von dem aus wir unsere Wirklichkeit erzeugen (müssen). In einem Land wie dem unseren gibt es viele arme Menschen, die materielle Not leiden, viele Menschen im relativen Wohlstand, die an anderen Dingen leiden, viele ziemlich Wohlhabende, die auch nicht frei von Leiden sind, und einige wenige ganz reiche und superreiche, die – auch ihr Päckchen zu tragen und ihre Nöte haben, wenngleich sie mit Sicherheit keine materielle Not empfinden müssen. Nun könnte man nach dem gängigen "objektiven" Wirklichkeitsverständnis sagen: Die leben aller in derselben Wirklichkeit, denn die Wirklichkeit in Deutschland ist objektiv betrachtet, daß wir ein reiches Land sind und hier niemand hungern oder im Winter erfrieren muß. Wem das dennoch widerfährt, der ist irgendwie immer selbst schuld. Punkt. An dieser Stelle widerspricht man besser nicht, denn hier ist dann wohl ein Fundamentalist am Werk.

Doch die Position, aus der heraus der jeweilige Mensch die "Wirklichkeit betrachtet", in Wirklichkeit jedoch seine eigene Wirklichkeit im Kopf erzeugt (die wenigsten schienen zu wissen, daß sie das tun), ist von seiner Position in der Gesellschaft, oder um es etwas profaner auszudrücken, von der Hackhordnung auf der Hühnerleiter abhängig, und zwar ganz direkt und unmittelbar. Natürlich könnte sich der 60jährige mittellose langzeitarbeitslose Hartz-IV-Empfänger theoretisch eine Wirklichkeit ausmalen, die er sich wünscht bzw. wie sie der Wohlhabende gewöhnlich erzeugt. Allein hier stieße er mit dem Kopf oder anderen Körperteilen unweigerlich an jene Mauern, die ich oben bereits empfohlen habe, keineswegs außer Acht zu lassen wegen der unangenehmen Empfindungen, die solche Zusammenstöße auslösen. Kurz, es gelingt nicht dauerhaft, sich auf Träumereien und Halluzinationen zurückzuziehen. Also muß man in den untersten Rängen der Gesellschaft sein Wirklichkeitsmodell anpassen: Man ist niemand, man hat keinen Wert, man verdient es nicht, gut zu essen, Freunde zu haben, seine Zähne richten zu lassen, sich an sozialer Anteilnahme zu erfreuen usw. Kaum jemand, dem das auf Dauer widerfährt, kann die Illusion aufrecht erhalten, daß dem nicht so sei. Wenn ich als Obdachloser im Dreck liege, kann ich im Schlaf zwar davon träumen, in einem sauberen Bett zu liegen, werde aber jeden Morgen daran erinnert, wo ich bin und durch die Passanten und ihre Behandlung daran, was ich bin. Und auch dann, wenn du oder du jetzt aufbegehrst und meinst, daß jeder Mensch doch etwas wert sei und alle Menschen die gleichen Rechte hätten – allein die Wirklichkeit würde dir widersprechen, ganz besonders die Wirklichkeit des jeweils Betroffenen, denn er muß sie glauben und verinnerlichen, sonst kommt er in noch größere Konflikte.

Vollkommen jenseits aller Überprüfbarkeit scheint mir daher deine Fragestellung, werter Luckie: Ich glaube nicht, daß wir auch nur über den geringsten Ansatzpunkt verfügen, hierzu irgendwelche Nachforschungen zu betreiben, wenn wir doch nicht einmal in der Lage sind, das theoretisch und machbar Nachprüfbare zu verifizieren. Ob mein Bewußtsein meiner Selbst, die Wahrnehmung meiner Existenz nun darauf beruht, daß ich eine mehr oder weniger harmonische Gesellschaft von Zellen bin, deren Vorfahren sich vor unendlich langer Zeit einmal dazu entschlossen haben, in Zukunft auf symbiotischer Grundlage zusammenzuarbeiten, oder ob ich das Resultat intelligenter Atome, Elektronen oder Quarks bin, oder ob sich irgendwelche Strings in ganz besonderer Weise zusammentun, um einen Frank oder einen Luckie zu bilden (was übrigens auch in den Büchern Carlos Castanedas behauptet wird), oder ob hier irgendwelche elektromagnetischen Felder am Wirken sind, oder ob es Materie tatsächlich gibt, was die modernen Atomphysiker ja heutzutage eher verneinen, denn Materie wäre nur eine besonders schnell schwingende Energieform – ist letztlich für mein Leben und dessen glücklichen oder unglücklichen Ausgang zweitrangig, wenn nicht gar vollkommen irrelevant. Vielleicht stellen sich die Milliarden Baktieren auf ihre Weise ähnliche Fragen? Oder die Zellen meines Körpers ... "Wieso muß ich eine Darmzelle sein, wäre ich doch viel lieber eine Hirnzelle?" Kann die Ameise den Wald verstehen oder auch nur überblicken? Kann der Mensch sich ein Wesen vorstellen, von dem es laut diverser Religionsvorstellungen ein Teil sein soll? Vorstellen vielleicht schon, denn vorstellen kann man sich vieles. Fragt sich nur, was oder wieviel diese Vorstellung mit den tatsächlichen Verhältnissen und Gegebenheiten zu tun hat

Die letzten Geheimnisse des Universums und allen Seins – wen interessiert das schon? Mich eher weniger, umso mehr die Geheimnisse unseres derzeitigen Lebens und unserer derzeitigen Situation.

Geändert von Perlsau (26. Jan 2016 um 01:10 Uhr) Grund: Tippfehler korrigiert
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#17

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 25. Jan 2016, 22:53
Kurz gesagt: Axiome sind Annahmen. Wie definierst du aber, dass eine Annahme falsch ist? Dafür brauchst du wieder Kontext, und wo nimmst du den her? Den musst du auch erst wieder definieren, und damit drehst du dich im Kreis.
Axiome kann man nicht beweisen, aber Axiome dürfen sich nicht widersprechen. Ein Modell das Widersprüche in sich hat kann nicht zum sicheren logischen Schließen verwendet werden. Mathematik fordert aber Widerspruchsfreiheit. Wenn ich also eine weitere Annahme hinzufüge die den Axiomen widerspricht (1=2), dann ist auch jede damit geformte Aussage falsch (ob mit Implikation geformt oder anderen Verknüpfungen) da man immer (1=2) mit den Axiomen verunden muss. Alles was man aus so einem inkonsistenten Axiomensystem schließt ist eigentlich undefiniert, aber bei einer zweiwertigen Logik (true/false) ist false immernoch besser als Klarheit zu suggerieren (true).

D.h. wenn ich Konsistenzforderungen habe, dann kann ich sagen dass etwas falsch ist bezüglich dieser Forderungen, und damit auch der ganze Rest den ich daraus ableite.

Also, innerhalb dieses Systems, kann ich sehr wohl wahre von falschen Aussagen trennen. Aber ich mache eben eine Menge Annahmen die nicht unbedingt offensichtlich sind, wie dass sich die Axiome nicht ändern, dass ich Objekte zweifelsfrei vergleichen kann, dass Objekte durch den Vergleich nicht verändert werden, usw.

Aber ich kann immerhin unsinnige Aussagen von sinnvollen trennen. Das Problem ist, wie bei jeder Diktatur, wenn ich das Prinzip radikal durchziehe: Habe ich was vergessen? Sind meine Annahmen zu eng? Welche Voraussetzungen nehme ich unbewusst an? Daher bin ich für Logik in der Praxis aber vorsichtig wenn man versucht sie zu weitreichend anzuwenden. Es "skaliert" schlecht. Ebenso andere (Teil-)Welttheorien. Interessant, nützlich, aber nicht die Wahrheit und sollte nicht in Wissenschaftsgläubigkeit ausarten. Mathematik ist auch nicht reiner oder wahrer als andere Modelle/Wissenschaften.

Nehmen wir an, wir haben Axiome {a, b, c}, und wir können aus (a und b) -> F herleiten. (a und b) <-> F würde wenig Sinn machen - schließlich kann bspw auch (b und c) -> F auch gelten, und wenn wir dann a aus dem System entfernen, gilt F immernoch, (a und b) <-> F wäre aber falsch. (Triviales Beispiel: F = b)
Ich bin mir nicht sicher ob ich verstehe worauf du hinaus willst. Wenn du a aus dem System entfernst hat die Aussage (a und b) <-> F keinen Sinn mehr da a nun undefiniert ist (weder true noch false).

Um es mal zu vereinfachen und handlicher zu machen warum A=>B wahr ist wenn A falsch ist, zitiere ich mal von dieser Seite: http://matheraum.de/forum/Logische_Implikation/t1011634
Zitat von Alltagsbeispiel:
Wenn ich sage "Wenn es morgen regnet, dann werde ich mein Zimmer aufräumen.", dann habe ich weder gelogen wenn am nächsten Tag die Sonne scheint und ich mein Zimmer nicht aufräume noch habe ich gelogen wenn am nächsten Tag die Sonne scheint und ich mein Zimmer trotzdem aufräume.
Würde also in etwa dem hier entsprechen: Zeit=Morgen und Wetter=Regen => Zeit=Morgen und Handlung=Räume_Zimmer_Auf
Nimmt man an dass das Wetter unklar ist (Regen oder Sonnenschein) ist die obige Logik sinnvoll. Es ist also wahr was ich verspreche (Zimmer aufräumen wenn es regnet) egal welches Wetter es wird. Weiß man allerdings schon dass morgen die Sonne scheint kann man auch gleich sagen "Ich räume das Zimmer nicht auf".

Technisch keine Lüge, aber praktisch eine Irreleitung, da man natürlich von der Erfüllbarkeit der Bedingung ausgeht.

Das Problem ist also dass man eine Möglichkeit suggeriert (Zimmer aufräumen) die nie eintreten wird.

Die Implikation ist also isoliert (was ich oben "lokal" genannt habe) nicht falsch, aber es wird eben zusätzliches Wissen ignoriert das besagt dass der Fall Wetter=Regen nie erfüllbar ist.

Deswegen nenne ich es einen Hack. Praktisch zum Rechnen (und für Anwälte ) damit man wahre Aussagen treffen kann ohne sich um den konkreten Zustand (hier Wetter) der Welt zu kümmern.

Vielleicht sollte ich eher nicht erfüllbar sagen als falsch.

Worauf ich eigentlich hinaus will ist das hier:
http://www.ratioblog.de/entry/fehlsc...sche-praemisse

Hier wird von falscher Schlussfolgerung gesprochen.

Fazit:
Die Verwirrung entsteht also aus unsauberer Terminologie, denn Schlussfolgerung meint zumindest zwei Dinge:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlussfolgerung

Einmal die gesamte Implikation also, Prämisse => Konklusion, aber auch die Konklusion selbst wird Schlussfolgerung genannt.

Daher entsteht wohl die Verwirrung, weil man überlicherweise mit Schlussfolgerung die Konklusion meint und nicht das Gesamte: Prämisse => Konklusion.

Wenn man also nochmal das Beispiel mit dem Zimmer aufräumen nimmt. Die Schlussfolgerung (im Sinne der Konklusion) dass ich das Zimmer aufräumen werde ist falsch, wenn ich weiß dass es nicht Regnen wird.

Also, kann eine Welt die falsche Annahmen macht keine wahren Schlüsse (im Sinne von Konklusion) ziehen die diese Annahmen benötigen. Man kann wertlose Aussagen treffen (wie im Rechtswesen ) die für sich genommen wahr sind, aber nie erfüllbar. So etwas nennt man verwirrenderweise auch Schluss/Schlussfolgerung.

Ich würde soetwas (den "Rechtswesenschluss") eher kontextlosen Schluss oder abstrakten Schluss nennen. Die Instantiierung/Konkretisierung davon wäre dann was man üblicherweise Schlussfolgerung (Konklusion) nennt.

Aber egal... klare Begriffe waren noch nie die Stärke der Mathematik. Meine Vorschläge sind sicher auch nicht perfekt.
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Geändert von mael (26. Jan 2016 um 00:12 Uhr)
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#18

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 26. Jan 2016, 00:31
Anderer Ansatz: Was ist, wenn man das Gegenteil (nicht) Beweisen kann? Können wir beweisen, dass wir nicht eine Computersimulation eines übergeordneten Wesens sind? Wenn wir beweisen könne, dass wir es nicht sind? Sind wir dann real?
Beweisen wird schwierig. Man kann aber nach Anhaltspunkten suchen.
Dazu gibt es Gedankenspiele wie 2D-Wesen eine 3D-Welt wahrnehmen könnten, und wie Hinweise für ein 2D-Wesen aussehen könnten für den Fall dass es weniger Dimensionen wahrnimmt als es gibt:
https://www.youtube.com/watch?v=EnPtl4YB8fA

Ein Hinweis ist z.B. dass sich Sachen nicht so verhalten sollten wenn alles 2D wäre, wie z.B. durch Wände zu gehen (was ein 3D Wesen kann wenn die Wände nur Striche auf einem Papier, also der 2D-Welt, sind).


Unabhängig davon wie die Welt genau aussieht. Real sind wir auf jeden Fall. In irgendeiner Form muss man existieren, sonst könnte man nicht denken.

Was jetzt realer ist, Menschen die aus Materie oder elektrischer Energie (im Computer) bestehen ist dann Geschmackssache. Es wirft aber natürlich die Frage auf was denn der wesentliche Aspekt des Menschseins ist, was viele Seele nennen. Dazu gibt es natürlich auch wieder etliche Ansichten.

Kann man sowas beweisen? Mit üblichen Denkmethoden jedenfalls nicht. Irgendwann macht man immer Annahmen, und darauf basierend schließt man. Man kann dann nur noch Konsistenz prüfen, oder ob die Erklärung nicht zu komplex ist für die beobachteten Ereignisse. Das ist das Prinzip von Ockhams Rasiermesser, was nur ein erwünschtes "Gütekriterium" einer Theorie ist, aber kleineswegs zwingend. Vereinfacht gesagt fordert es dass die einfachste Erklärung die wahrscheinlichste ist.
HxD, schneller Hexeditor:
http://mh-nexus.de/hxd

Geändert von mael (26. Jan 2016 um 00:36 Uhr)
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Perlsau
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#19

AW: Wie beweist man die objektive Existenz von irgendwas?

  Alt 26. Jan 2016, 01:09
Na, das mit der Lüge ist auch so eine spezielle Sache. Man kann ja schlecht sagen "du lügst", wenn der andere es einfach nicht besser weiß. Was du da als Beispiel gewählt hast, ist eher ein Versprechen. Lüge ich, wenn ich ein Versprechen gebe und es später nicht einhalte? Ich breche das Versprechen, das sowas wie ein Vertrag ist. Verträge sind verbindliche Versprechen, Lippenbekenntnisse in der Regel dagegen nicht. Auch wenn ich mein Zimmer nicht aufräume, obwohl es regnet, habe ich nicht zwingend gelogen, sondern lediglich ein Versprechen gebrochen. War es von vorneherein ein leeres Versprechen, hatte ich also gar nicht vor, mein Zimmer aufzuräumen, selbst wenn es dann regnet, dann habe ich in der Tat gelogen, indem ich eine Absicht kundtat, die ich gar nicht hatte, wie z.B.: "Ich werde dich nicht über's Ohr hauen.", wenn ich genau das vorhabe. Wurde ich aber durch irgend etwas davon abgehalten, mein Zimmer aufzuräumen, z.B. erkrankt, Unfall, wichtige Termine oder was auch immer, dann habe ich nicht gelogen, denn ich habe am Tag zuvor eine Aussage über meine Absicht gemacht, und die bestand ja zum Zeitpunkt der Aussage durchaus.

Ich würde daher die Lüge als "bewußte Falschaussage" definieren: Ich stelle eine Sache so dar, wie sie meines Wissens nach nicht ist. Die erfolgreichsten Lügen sind jene, die mit Halbwahrheiten arbeiten, wobei dem "Halbwahrheiten-Lügner" meist der Beweis desjenigen Teils, der zutrifft, als Beleg für die Wahrheit der ganzen Aussage gilt. Unbewußte Falschaussagen, die z.B. auf Fehlinformation beruhen, sind daher keine Lügen im engeren Sinne, denn das Lügen wird ja gewöhnlich als zutiefst amoralische Handlung angesehen. Man kann aber niemanden dafür verurteilen, der selbst belogen oder falsch informiert wurde. Man kann jedoch einem Menschen, der häufig kritiklos Informationen übernimmt und als wahr weitergibt, mangelnde Sorgfalt vorhalten, wie das z.B. auf viele Journalisten zutrifft, die aber andererseits wiederum ihren Job riskieren, wenn sie dann doch einmal recherchieren, ob die Reuters-Meldung denn tatsächlich zutrifft. Lediglich dann, wenn der betreffende Journalist genau weiß, daß das, was er schreibt, unwahr ist, lügt er.

Der kleine Bruder der Lüge ist die Andeutung eines Verdachts, um absichtlich ein Gerücht in die Welt zu setzen, ohne wirklich eine Lüge zu verbreiten: "Aus gewissen (gut informierten, ungenannten, geheimen etc.) Quellen verlautete, daß Herr Soundso Kinderpornographie auf seinem Rechner haben soll." Wenn man ihm dieses Gerücht wirklich zugetragen hat, dann lügt er nicht wirklich, denn er berichtet ja "nur" das, was er gehört haben will. Moralisch vertretbarer als die Lüge ist das aber auch nicht wirklich ... Beide, Lügen und Gerüchte verbreiten sind meist sehr schwer nachzuweisen, wobei wir wieder beim Thema Wirklichkeit wären.

In der Wissenschaft sind Lügen vergleichsweise selten, denn dort gibt es ganz klare Regeln, nach denen Behauptungen aufgestellt werden dürfen. Im sozialen Umfeld des gesellschaftlichen Miteinanders sind Lügen offenbar an der Tagesordnung, wie diese kleine Auswahl deutlich macht:
Als eine der dreistesten Lügen gilt für mich noch immer die Behauptung, man habe die Sache objektiv betrachtet und sei daher zu dem Schluß gekommen, daß zu dieser Entscheidung keine Alternativen existieren.
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Alt 26. Jan 2016, 22:32     Erstellt von sapperlot
Dieser Beitrag wurde von Daniel gelöscht. - Grund: Wegen Unsachlichkeit entfernt.
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