Delphi-PRAXiS

Delphi-PRAXiS (https://www.delphipraxis.net/forum.php)
-   Arbeiten als Freelancer (https://www.delphipraxis.net/87-arbeiten-als-freelancer/)
-   -   Kundenprojekt selbst verkaufen (https://www.delphipraxis.net/158596-kundenprojekt-selbst-verkaufen.html)

BlueStarHH 23. Feb 2011 13:40

Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Hallo,

ich haben für einen Kunden eine Software erstellt. Mir gefällt diese nun so gut, dass ich darüber nachdenke diese Software auch an andere Firmen zu verkaufen. Ist das erlaubt? Im Vertrag ist nichts in der Richtung festgehalten. Der Kunde hat nur eine EXE ohne Sourcode bestellt und den Entwicklungsaufwand bezahlt. Ich würde die Software dann für eine Bruchteil seiner Kosten an andere Firmen weiterverkaufen. Kann mir da der urspüngliche Kunde Probleme machen oder den Verkauf untersagen?

Florian Hämmerle 23. Feb 2011 14:19

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Wenn ich Chef dieser Firma wäre, hätte ich ehrlich gesagt schon etwas dagegen. Wieso sollte ich enorm viel für die Anwendung bezahlen und die Konkurrenz bekommt sie dann für lau?
Einen weiteren Auftrag dieser Firma darfst du dir meiner Meinung nach nicht mehr erwarten. Ich würde Absprache mit dem Unternehmen halten und möglicherweise eine Beteiligung bis zu einer OBergrenze verhandeln. Also, dass sie pro verkaufter Lizenz einen gewissen Betrag bekommen, bis sie auch auf dem niedrigen Preis angelangt sind. Das wäre vielleicht annehmbar für sie.

mfg Florian

Bernhard Geyer 23. Feb 2011 14:26

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Bei solch einer Auftragsarbeit wäre ich nicht sicher ob die Exclusivität + Übergang der Quellcoderechte nicht automatisch erfolgt wenn nix anders vereinbart wurde.

BUG 23. Feb 2011 14:40

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Bei solcher Sache ist es wahrscheinlich besser, das mal mit einem Anwalt zu besprechen, der sich in dem Gebiet auskennt.


Von nicht rechtlicher Seite:

Ich glaube nicht das der Auftraggeber erfreut ist, wenn seine Konkurrenz das Produkt für weniger Geld bekommt.
Eventuell ist ja auch seine eigene Erfahrung/Workflow/usw. in das Produkt eingegangen (das ist vllt. sogar rechtlich bedeutsam).

Wenn das Projekt weiterentwickelt werden soll, könnte man den Auftraggeber ja neben Beteiligung auch mit kostenlosen Updates/Rabatt locken.

mleyen 23. Feb 2011 14:46

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Wer hatte die 'Grundidee' für die Software?
Hat die Firma eine Art Lizenz zur Nutzung gekauft?
Ansonst würde _ich_ behaupten, die Software gehöhrt der Firma und die darf die Binaries weiterverkaufen.

r2c2 23. Feb 2011 14:49

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Erstmal: IANAL. Dann: Also wenn ich meinen Prof un der Vorlesung richtig verstanden hab gilt hier nach §31 Abs. 5 die Zweckübertragungstheorie [1]. ==> Du hast IMHO das Recht, das zu tun, was du vor hast. Moralisch gesehen ist es natürlich eine andere Frage. Und wie Florian schon angedeutet hat kann es auch aus praktischen Überlegungen heraus sinnvoll sein, nicht alles, was man an Rechten hat vollständig auszuschöpfen. Du kannst aber natürlich durch deine Rechte deine Verhandlungsposition stärken.

Im Zweifel solltest du aber unbedingt einen Anwalt fragen.

[1] Selbstverständlich nur, wenn du nicht beim Kunden angestellt bist, der Kunde also wirklich ein Kunde ist.

mfg

Christian

BlueStarHH 23. Feb 2011 14:54

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Danke schonmal. Der Kunde ist wirklich Kunde. Ich bin nicht dort angestellt. Ich mache dem Kunden mit meiner Software auch keine Konkurenz. Sie wird leicht verändert und spricht dann einen andere Zielgruppe an. Im Vertag ist festgehalten, dass bloss eine EXE geleifert wird.

Medium 23. Feb 2011 15:22

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Nichtsdestotrotz hat der Kunde die Entwicklung allein getragen, und da gebietet es imho schon Anstand und Fairness ein Beteiligungsmodell zumindest anzubieten, ganz unabhängig davon wie nun die Rechtslage genau aussieht.

mschaefer 23. Feb 2011 15:27

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Einen Rechtsrat werde ich hier nicht geben, aber man könnte den Wert Deiner Leistung nochmal überprüfen lassen und kommt vielleicht zu dem Schluss, dass Du, wenn Du anderen Dein Programm viel billiger überläßt vielleicht Wucher betrieben hast.

Würde mich mit meinem Kunden in Verbindung setzen und nach Verkauf der Programme ihm einen Rabatt erlassen. Möglicherweise hat der Kandidat auch noch weitere Ideen auf Lager und sowas ist nicht zu unterschätzen.

Grüße in die Runde

QuickAndDirty 23. Feb 2011 15:28

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Wenn es sich dabei um einen Werkvertrag handelt. Wie du es beschreibst dann ist das wohl so das du es auch an andere Weiterverkaufen kannst.

Natürlich lernst du mit jedem Kunden für den du eine individual Software Programmierst etwas über Unternehmensstrukturen und Prozesse das du auch auf andere Branchen und Unternehmen anwenden kannst.

Mein AG hat z.B. mal aufbauend auf einer Patientenverwaltung (individuell für eine Arzt vor über 20 jahren entwickelt) einen Teil einer Warenwirtschaft die heute noch im Einsatz ist aufgebaut. Die Kundenverwaltung der Wawi war wohl fast 1:1 die Patientenverwaltung...und im Quellcode hießen die Kunden auch noch Patienten...

r2c2 23. Feb 2011 15:45

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Zitat:

Zitat von mschaefer (Beitrag 1083820)
Einen Rechtsrat werde ich hier nicht geben, aber man könnte den Wert Deiner Leistung nochmal überprüfen lassen und kommt vielleicht zu dem Schluss, dass Du, wenn Du anderen Dein Programm viel billiger überläßt vielleicht Wucher betrieben hast.

Das sollte kein Problem darstellen. Der Wucherparagraph ist ein Papiertieger. Um unter den Wucherparagraphen zu fallen, müsste neben einem *auffälligen* Missverhältnis zur Leistung (IMHO schon nicht gegeben) das Ausnutzen irgendeiner Zwangslage oder eines mangelnden Urteilsvermögens vorgelegen haben. Sofern also das Prog nicht zum 10fachen Preis an einen geistig Minderbemittelten verkauft wurde, o.ä. ist Wucher kein Thema.

Die Frage, die sich stellt, ist eher eine urheberrechtliche und eine moralische bzw. marketingtechnische.

mfg

Christian

mquadrat 24. Feb 2011 07:33

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Sprech mit deinem bisherigen Kunden doch einfach ab, dass er alle Verbesserungen, die du für den Verkauf einbauen musst und die als Feedback von den zukünftigen Kunden kommen, kostenlos auch ihm zur Verfügung stellst.

Perlsau 19. Apr 2011 10:30

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Zitat:

Zitat von mschaefer (Beitrag 1083820)
Einen Rechtsrat werde ich hier nicht geben, aber man könnte den Wert Deiner Leistung nochmal überprüfen lassen und kommt vielleicht zu dem Schluss, dass Du, wenn Du anderen Dein Programm viel billiger überläßt vielleicht Wucher betrieben hast. Würde mich mit meinem Kunden in Verbindung setzen und nach Verkauf der Programme ihm einen Rabatt erlassen. Möglicherweise hat der Kandidat auch noch weitere Ideen auf Lager und sowas ist nicht zu unterschätzen.

Nein, hier handelt es sich definitiv nicht um Wucher! Der Kunde hat eine individuelle Software bestellt und für den Zeitaufwand, diese zu entwickeln, bezahlt. Für die Überlassung von Quellcode inkl. allen Rechten an der Entwicklung wird gewöhnlich ein wesentlich höherer Preis vereinbart, weshalb die meisten Kunden kein Interesse daran haben. Selbstverständlich hat der Entwickler weiterhin alle Rechte an seinem Projekt und kann damit tun und lassen, was er will, eben auch die Software als Standardsoftware anbieten.

mschaefer 19. Apr 2011 11:09

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Hängt daran was vereinbart war. Man kann sich leicht seinen Ruf vergiften und via Internet ist sowas schnell verbreitet. Neige da immernoch zur einvernehmlichen Lösung.

Allerdings sprichst Du eine wichtige Sache an:

Quelloffene Entwicklung muss sicherlich mehr kosten als geschlossenen Programmierung. In Entwicklerprofilen findet man diese Unterscheidung allerdings nicht häufig. Oder gibt es da andere Beobachtungen?

Perlsau 19. Apr 2011 11:21

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Zitat:

Zitat von mschaefer (Beitrag 1095993)
Hängt daran was vereinbart war. Man kann sich leicht seinen Ruf vergiften und via Internet ist sowas schnell verbreitet. Neige da immernoch zur einvernehmlichen Lösung.

Ich finde, daß es den Auftraggeber absolut nichts angeht, was ich mit meiner Software mache. Wenn er lediglich dafür bezahlt, daß ich ihm die Software entwickle und bereitstelle (EXE nebst Datenbank, Onlinehilfe und Einführung), hat er am Code und an dessen weiterer Verwendung keinerlei Rechte. Will er diese erwerben, kostet das extra. Und da ich ausnahmslos für kleine Unternehmen arbeite, die sich 5000 Euro für eine Datenbankentwicklung nicht wirklich leisten könnten, gibt's hier auch keine Ansprüche, auf die ich Rücksicht nehmen müßte. Mein Ruf wurde bislang – meines Wissens nach – nicht dadurch beschädigt, daß ich z.B. ein amtlich erforderliches Waffenbuch für Waffenfachhändler erst für einen Kunden entwickelt und dann allen Waffenfachhändlern (mit mäßigem Erfolg) zum Kauf angeboten habe. Dem Auftraggeber kam es hauptsächlich darauf an, tägliche Arbeitszeit einzusparen. Daß andere Waffenfachhändler nun auch Arbeitszeit einsparen, bringt meinem Auftraggeber weder Vor- noch Nachteile.

Das mag bei größeren Firmen, die wesentlich umfangreichere Arbeiten an studierte Informatiker (was ich nicht bin) vergeben, anders sein. In diesen Bereichen bewege ich mich aber nicht.

Zitat:

Zitat von mschaefer (Beitrag 1095993)
Allerdings sprichst Du eine wichtige Sache an: Quelloffene Entwicklung muss sicherlich mehr kosten als geschlossenen Programmierung. In Entwicklerprofilen findet man diese Unterscheidung allerdings nicht häufig. Oder gibt es da andere Beobachtungen?

Die Frage nach quelloffener Entwicklung scheint sich den meisten Freelancern und ihren Auftraggebern offenbar gar nicht erst zu stellen. Ich habe aber auch keinen blassen Schimmer, ob es in diesen Bereichen, mit denen ich definitiv nichts zu tun habe, üblich ist, den Quellcode zu überlassen bzw. gleich mit zu verkaufen.

mschaefer 19. Apr 2011 11:36

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Deine Weiterverkaufsargumentation nehme ich schlicht zur Kenntnis.
Stundensätze bei quelloffener -geschlossene Programmierung Verlinke ich mal auf Deinen Nachbarthread hier weiter

schöni 16. Mai 2012 13:26

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
"Die Software danach für einen Bruchteil seiner Kosten verkaufen"?

Find ich absolut unfair. Es sei denn, du machst, was schon hier vorgeschlagen wurde:

- Gewinnbeteiligung am Verkauf der Software, bis er auch beim niedrigeren Preis angekommen ist. oder

- kostenlose Bereitstellung aller Neuerungen, die das Programm für einen breiteren Nutzerkreis interessant gemacht haben. oder

- an die anderen Kunden zum annähernd selben Verkaufspreis veräußert.

Das hängt von der Art der Software ab.

Ohne hier jetzt wieder eine Grundastzdiskussion Linux oder Windows lostreten zu wollen, kann ich mich noch sehr gut an meinen ersten Versuch mit Suse Linux 6.1 erinnern. Hier ist dabei interessant, das:

- 90 DM damals viel Geld für mich waren
- ich beim Studium der Lizenzen für die mitgelieferten Programme, lesen musste, das die kostenlos sind
- die Aussage vernehmen musste, das Linux im Internet kostenlos erhältlich sei.
- ...

Kannst Dir sicher vorstellen, das mich das wahnsinnig frustriert hat, ich der dumme ehrliche Käufer.

Ebenso dachte ich mal zu DOS Zeiten, ok, bis jetzt hattest Du von DOS 3.22 auf DOS 6.0 aufgerüstet, allerdings mit einer Raubkopie. Später war ich dann so ehrlich und habe mir diese DOS Version gekauft, weniger aus Skrupel, bei diesem Neureichen Herrn Gates, der sowas viel eher verkraftet als ein kleiner Freelancer, der endlich ne verkaufsfähige Software hat. Warum also Herrn Gates das Geld bezahlt, als damals arbeitsloser. Nun, ich hatte gehofft, dann auch Support zu kriegen, wenn mit der Installation irgendwas falsch läuft. Hatte damals von einer 40 MBYte Platte auf eine 500MByte Platte gewechselt, was das FDIsk der DOS 3.0 Version nicht adressieren konnte. Blöderweise DOS 6.0 zuerst auch nicht, weshalb ich DOS dann wegen des Rechtes auf Support dann ehrlich gekauft habe.

Ergebnis, Hotline besetzt, Warteschleife, während der Gebührenzähler rattert, danach enlich jemand erreicht aber keine brauchbare Hilfestellung. Hab den Fehler dann später selber gefunden. Somit war ich einer der ehrlichen Trottel, die die Software ehrlich gekauft haben, während tausende andere dieselbe Software kostenlos als Raubkopie genutzt haben. Absolut unfair sowas.

Der ehrliche Käufer, der ordentlich bezahlt hat, gehört dementsprechend behandelt. Gilt für jede Art verkaufter Software, dann halten sich auch die Kosten für eventuelle Verfahren wegen illegaler Nutzung in Grenzen.

bernau 16. Mai 2012 15:54

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Wird dein Kunde erfahren, daß du die Software an andere verkaufst? Was er nicht weis, macht ihn nicht heis. Hört sich blöd an. Ist aber so.

Natürlich kann man ein Produkt mal teuer und mal preiswert verkaufen. Man darf das verlangen, was der Andere bereit ist zu zahlen.

Habe auch schon Software gekauft, die später sogar kostenlos war. Ärgerlich. Ist aber so.

Kannst du von dem Kunden Folgeaufträge erwarten? Wenn nein, dann habe kein schlechtes gewissen. Wenn ja. Dann musst du abwägen.

Bjoerk 16. Mai 2012 17:51

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Also, zuerst muß du das Programm überhaupt mal verkaufen. Und wenn das dann irgendwann mal läuft, dann rufst du deinen ursprünglichen Auftraggeber an und sicherst ihm die nächsten drei Updates kostenfrei zu.

Furtbichler 17. Mai 2012 06:02

AW: Kundenprojekt selbst verkaufen
 
Ist das Wort 'Werkvertrag' schon gefallen? Ich gehe davon aus, das Du -wenn auch implizit- einen Werkvertrag mit dem Kunden eingegangen bist. Daher ist der Eigentümer der Software dein Kunde, das Copyright liegt bei Dir und ist nicht übertragbar.

Die Rechtslage ist eindeutig: Du darfst die Software -so wie sie ist- nicht weiter veräußern.

Allerdings hindert dich niemand (außer ein NDA=Non Disclosure Agreement) daran, die Software zu verändern und als quasi neue Software zu vermarkten. Sofern Du keine vom Kunden manifestierten Ideen in der SW umgesetzt, oder mehr oder minder exklusives Kundenwissen implementiert hast, ist hier kein Problem zu sehen.

Allerdings muss Dir bewusst sein, das dein Kunde die Software von Dir wollte, um bestimmte Prozesse in seinem Unternehmen nach seinen Vorstellungen (und mit seinem Geld) zu verbessern. Diese Leistung gehört ihm.

Probleme gibt es z.B. bei Formeln und Berechnungen, die der Kunde dir gegeben hat, oder bei außergewöhnlichen Prozessen, die nur beim Kunden in dieser Form auftreten.

Auch wenn Du kein NDA unterschrieben hast, wirst Du mit Schadensersatzklagen rechnen müssen, wenn Du Ideen deines Kunden klaust: Das ist -salopp ausgedrückt- Industriespionage.

Der beste Weg ist der, mit dem Kunden zu reden und zu fragen, ob man die Sache gemeinsam vermarkten könnte.


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 12:52 Uhr.

Powered by vBulletin® Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
LinkBacks Enabled by vBSEO © 2011, Crawlability, Inc.
Delphi-PRAXiS (c) 2002 - 2023 by Daniel R. Wolf, 2024 by Thomas Breitkreuz