Delphi-PRAXiS
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Perlsau 22. Jul 2011 03:14

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von RWarnecke (Beitrag 1112851)
Hallo zusmmen,

wie kalkuliert Ihr einen Festpreis für die Erstellung eines komplett neuen Programms ? Das soll heißen, Ihr entwerft alle Maske, Abfrage u.s.w. komplett neu. Es gibt keine Vorlage oder altes Programm, wo Ihr etwas abschauen könnt. Ihr habt lediglich ein Lasten- und Pflichtenheft vom Auftraggeber bekommen.

Wie geht Ihr bei der Kalkulation vor ? Wie sehen eventuelle Checklisten von euch aus ?

Hi Warnecke,

ich mache das nicht mehr, weil ich bislang noch bei jedem Festpreis-Auftrag mächtig draufgelegt habe. Der letzte Kunden hat mich damit sogar regelrecht über den Tisch gezogen, so daß ich ca. 4 Wochen für weniger als einen Euro pro Stunde gearbeitet habe. Dabei ist er so geschickt vorgegangen, daß ich den Betrug erst gegen Ende bemerkt habe: er bot mir ein Projekt für 3000 Euro an, knauserte aber mit Verfügbarkeit seiner Person und mit Informationen. Nachdem ich eine Woche vergeblich versucht hatte, mich in sein Projekt einzuarbeiten (kaum dokumentierter Fremdcode, schlecht formatiert und komplexe Zusammenhänge), schlug er mir ein wichtigeres Projekt vor, ohne einen Preis zu nennen. Ich ging von denselben Modalitäten wie beim ersten Angebot aus. Es stellte sich aber gegen Ende heraus, daß er, da er versehentlich einem Kunden Updates für umme zugesagt hatte, nur 300 Euro zahlen könne. Habe natürlich sofort den Kontakt abgebrochen ... Für das Einarbeiten in seinen Code zahlt er natürlich nicht, das wäre allein meine Sache ... Schuft!

FredlFesl 22. Jul 2011 06:18

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Festpreis ist kein Problem, sofern man ein Pflichten/Lastenheft inklusive Feinspezifikation erstellt hat. Dann gibt es keine "Ach, das muss auch noch rein, ich dachte das wüsstet ihr" etc.

Bei der Kalkulation eines Festpreises kalkuliert man pro Funktion/Feature die Zeit, die man aller Voraussicht nach benötigt, um diese Funktion zu implementieren. Dann wird summiert, mit einem Stundenlohn multipliziert und fertig. Der Stundenlohn richtet sich nach deiner Erfahrung und dem Ort, wo du wohnst. Bayern, speziell München, bringt mehr als Sachsen (rein stundenlohntechnisch, versteht sich). Dafür sind ja auch die Lebenshaltungskosten in Bayern viel höher.

Alles, was nicht in der Spec steht, kostet extra.

Liegt keine Feinspezifikation (also eine genaue Beschreibung aller Screens, Funktionen, Menüpunkte, Biuttonis etc.) vor, dann erstellst Du sie (auf Stundenbasis) gemeinsam mit dem Kunden. Du kannst nach gutdünken auchvereinbaren, das dann bei Auftragsvergabe an dich ein Teil dieser Kosten von dir übernommen wird.

Die Feinspezifikation muss nicht alle Dialoge 1:1 beschreiben, aber alle Eingabemöglichkeiten, Suchfunktionen, Dropdowns, Menüpunkte, Funktionen etc. Alles, was das Programm so zu bieten hat.

Da die Berechnung des Festpreises sowieso eine Glaskugelaktion ist, kannst du dann auch tricksen, wie es dir beliebt, sodaß Du unterm Strich doch die volle Kohle bekommst.

Wichtig ist, das dem Kunden klar sein muss, das er für jeden Pups extra zahlen muss, sofern er nicht in der Spec steht.

Lässt er sich auf o.g. Vorgehensweise (Feinspec etc.) nicht ein, bleibt zwangsweise nur die Stundenbasis. Wie so ziemlich jeder hier hab ich mich auch schon zum Deppen gemacht und für 1-2 Euronen gearbeitet, weil ich zu blöd war, o.g. einfachen Regeln zu beherzigen!


PS: Vergiss die Hilfe und die Dokumentation nicht!

jobo 22. Jul 2011 07:07

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Bauchschmerzen:
Hast Du einen Überblick, was Du alles kannst und was der Kunde darüber hinaus haben will?
Gibt es "dunkle" Ecken, also unbekannte/schlecht dokumentierte Schnittstellen zu Programmen oder Daten?
Arbeitest Du mit einem Framework, das Du beherrschst?

Welchen Bereich betrifft die Entwicklung? (DB, Maschinensteuerung, Grafik, Web ..)

M.E. kannst Du ohne Feinspezifikation nur auf Stundenbasis arbeiten, die Variante "nach Aufwand plus Prämie" scheint mir wenigstens eine faire Alternative.

Probe (Wenn Du das noch nie gemacht hast):
Nimm Dir die Zeit, einen xbeliebigen Teil der zu erwartenden Anforderung und schreib die Spezifikation, Feinspezifikation für eine Maske. Schätze die Zeit, die Du benötigen wirst. Dann setz es um und überrasche Dich selbst.

Schätzungen:
Schätzungen sind beliebig schlecht, ohne entsprechende Erfahrungswerte, Werkzeugkenntnis (selbst mit offiziellen Methoden) und vor allem ohne definierten Rahmen. Hilfreich, realistisch, notwendig ist:
- Trennung von GUI und Funktion
- Klassen von Bedienmasken (Datenmasken: Grid, Detail, Master/Detail, Reports: Grid, Detail, Master/Detail, Maschinen/Interface Calls, usw)
- Zu diesen Klassen jeweils festgelegte Standard GUI
- bestimmte Dinge nicht zu schätzen, sondern nach Aufwand zu machen:
- Import, besonders von "weichen" Formaten und Daten, die manuell erstellt wurden (Excel, ..)
- Datenmigration
- Komfort/Luxus
- usw

Komfort/Luxus
Es gibt immer wieder den Wunsch, nach Masken, die wie ein Pilotencockpit aussehen.
Das ist toll, wenn es funktioniert. Aber es steckt dermaßen voller Fallstricke, dass man ohne Expertise zu Themen wie Eventhandling, Windows Messaging, Threading, Datenabhängigkeiten, Gui Konzeption, Nutzerverhalten usw. meist Schiffbruch erleidet.
Solche Programmteile sollten immer der 2. Schritt nach der Standardfunktion/-Maske sein.

Umfang:
Es gibt zahllose Modelle und Beispiele aus dem echten Leben, wie man ein Projekt zum scheitern bringt (was nicht notwendiger Weise Dein Ruin sein muss, aber eine gute Voraussetzung).
Ein wichtiger Punkt (gerade für "kleine Teams">Du) sollte sein, überschaubare Teilprojekte zu definieren. Das gilt für Zeitraum, Funktionsumfang und Preis. Bei einem ordentlichen Ansatz leitet das zu klaren Abgrenzungen, Interfaces und klarer Funktionalität. Die Funktionalität ist letztlich das einzige, was den Kunden interessiert und Ihn wohl auch am ehesten bewegt, viele weitere Dinge umzusetzen.

Wenn Du es also schaffst, in kleinteiligen Projekten sauber funktionierende Programmmodule zu schaffen, die für sich genommen auch nutzbringend einzusetzen sind, ist das der beste Weg.

FredlFesl 22. Jul 2011 07:39

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von jobo (Beitrag 1112976)
Schätzungen sind beliebig schlecht...

Zitat:

Es gibt zahllose Modelle und Beispiele aus dem echten Leben, wie man ein Projekt zum scheitern bringt (was nicht notwendiger Weise Dein Ruin sein muss, aber eine gute Voraussetzung).
Praxiserprobte Weisheiten! Das sollten Standardzitate werden.

generic 22. Jul 2011 11:17

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von FredlFesl (Beitrag 1112978)
Praxiserprobte Weisheiten! Das sollten Standardzitate werden.

Haben wir nicht alle schon einmal Lehrgeld bezahlt?

jobo 22. Jul 2011 11:29

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von generic (Beitrag 1113013)
Haben wir nicht alle schon einmal Lehrgeld bezahlt?

Nun, wenn es RWarnecke gelingt, Lehrgeld zu sparen, kann er ja damit ein Fond gründen und wir bekommen einen Anteil. ;)

Und 5% gehen an Griechenland.

Perlsau 22. Jul 2011 11:57

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von generic (Beitrag 1113013)
Zitat:

Zitat von FredlFesl (Beitrag 1112978)
Praxiserprobte Weisheiten! Das sollten Standardzitate werden.

Haben wir nicht alle schon einmal Lehrgeld bezahlt?

Wenn dem so ist, stimmt auch der Spruch, daß jeden Morgen ein Dummer aufsteht, um sich über den Tisch ziehen zu lassen. So findet der findige Auftraggeber letzten Endes doch noch genau denjenigen, der ihm seine Software für'n Appl und 'n Ei entwickelt. Gerade bei Programmierern, die keine akademische Ausbildung vorzuweisen haben und ebenso wenig zahlreiche abgeschlossene Projekte und zufriedene Kunden, führt oft kein Weg daran vorbei, Festpreis-Aufträge mit letztendlichen Stundenlöhnen im Bereich der Ein-Euro-Jobber annehmen zu müssen, um überhaupt Aufträge zu erhalten. Mir ist diese Nichts-Zahlen-Wollen-aber-Gute-Qualität-Erwarten-Mentalität schon so häufig begegnet, daß ich inzwischen davon ausgehe, es handle sich um die Norm. Und dann beschweren sich die Herren Politikersklaven und ihre Aufseher, die Herren Manager, daß wir zu wenig IT-Fachleute hätten. Ja, wir haben wohl zu wenige, die bereit sind, für Hartz-IV Programme zu schreiben ...

Bjoerk 22. Jul 2011 12:12

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Du überlegst Dir, wie lange ein Delphi-Experte dafür brauchen würde. Dann multiplizierst du die Stundenzahl mit € 119,-/h. Das ist der Preis, den du verlangen kannst. Mehr zahlt kein Mensch, auf weniger lässt Du dich aber auch nicht ein. Und gaaaaaanz wichtig, Teilauszahlungen und ein Vertag, der eine Ausstiegsklausel für dich beinhaltet, falls diese nicht gezahlt werden.

FredlFesl 22. Jul 2011 12:21

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von Bjoerk (Beitrag 1113028)
Du überlegst Dir, wie lange ein Delphi-Experte dafür brauchen würde. Dann multiplizierst du die Stundenzahl mit € 119,-/h. Das ist der Preis, den du verlangen kannst. Mehr zahlt kein Mensch, auf weniger lässt Du dich aber auch nicht ein. Und gaaaaaanz wichtig, Teilauszahlungen und ein Vertag, der eine Ausstiegsklausel für dich beinhaltet, falls diese nicht gezahlt werden.

So macht man Geschäfte... Wenn das so einfach wäre. Es gibt immer jemanden, der diesen aberwitzigen Stundenlohn unterbietet. Also eigentlich so ziemlich jeden

Andere Vorgehensweisen: "Erstmal einen Fuß in die Türschwelle", "Salamitaktik" (D.h. Grundversion für wenig Geld und jedes Add-On teuer bezahlen, usw.

Bjoerk 22. Jul 2011 12:39

AW: Kalkulation eines Festpreises für ein neues Programm
 
Zitat:

Zitat von FredlFesl (Beitrag 1113032)
Andere Vorgehensweisen: "Erstmal einen Fuß in die Türschwelle", "Salamitaktik" (D.h. Grundversion für wenig Geld und jedes Add-On teuer bezahlen, usw.

Das funktioniert nur bei nur einer Standardsoftware mit vielen Kunden. Bei Exklusivaufträgen ist es anders, damit ruinierst du deinen Ruf. Dann heißt es, das letzte Mal haben Sie es auch für so wenig gemacht... Respekt muß man sich verdienen, Sonst kommst du in die Abwärtsspirale, die Perlsau schön beschrieben hat.


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