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seltsame Einstellung unserer Gesellschaft
Servus,
ich bezieh mich hier auf eine Antwort von Phönix im Thread '"Bildfähige Geräte" an Schulen: wie ist es bei euch?' Zitat:
Die Aufgabe einer Schule sollte doch eigentlich erst mal sein, den Kindern Wissen beizubringen. Natürlich umfaßt das auch in gewissen Maße soziale Kompetenz, aber Kindern den Umgang in/mit der Gesellschaft zu lernen, das ist doch gerade der eigentliche Erziehungsauftrag der Eltern! Und wenn ein Kind hier Schwächen hat, dann sollten sich in erster Linie mal die Eltern fragen, was sie falsch oder nicht gemacht haben! Das ist etwas was mir in den letzten Jahren immer mehr auffällt: wir schieben unsere Erziehungsverantwortung immer mehr an andere ab und machen diese auch immer mehr dafür verantwortlich, wenn mal was schief geht. Mir geht gerade in der Schule dieses Drohen mit dem Rechtsanwalt so was von auf den Keks (da gab es erst vor kurzem [ich glaub im Spiegel oder der Zeit] einen Artikel über einen Rechtsanwalt der sich genau darauf spezialisiert hat: gruselig!). Ist unsere Gesellschaft denn nicht mehr in der Lage auch mal zu akzeptieren, daß ein Kind schlecht ist oder Mist gebaut hat? Können sich die Eltern denn nicht mehr selbst hinsetzen und ihren Kindern was beibringen? Um mal etwas klar zu stellen: ich bin selber kein Lehrer! Aber ich krieg über Bekannte durchaus mit, was so an den Schulen angeht (sei es aus Lehrer oder Elternsicht). Und ich find das nur noch abstoßend. So, das mußte jetzt mal raus. Grüße, Uli |
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Naja, es geht bei dem, was Phoenix von sich gegeben hat, ja darum, dass die Schule und somit eigentliche Vorbilder, einen Käse verbocken, den es so eigentlich echt nicht brauch. Wären die Kinder aufgeklärtert, dann würden diverse Dinge unter Umständen gar nicht passieren. Und diese Aufklärung muss nicht nur von Seiten der Eltern kommen, sondern auh von der Schule. Rechne doch mal ganz einfach nach, wie lange ein Schüler in der Schule ist und wie lange die Eltern das Kind sehen. Es hält sich die Waage, ergo muss auch die Schule -- und das heißt hier eben nun mal die Lehrer -- einen erheblichen Teil dazu beitragen!
Früher gab es "Zucht und Ordnung" an den Schulen, da die Lehrer eben die "Prügelstrafe" zur Verfügung hatten. Davon kann man halten was man will. Nachdem die Eltern sich immer mehr durchgesetzt haben und ihre Kinder immer mehr in Schutz genommen haben, siehst ja wo wir gelandet sind. Die Erziehungsverantwortung wurde dadurch doch vollkommen auf die Eltern abgewälzt. Und wo sind wir gelandet? Die Schüler tanzen den Lehrern auf der Nase herum. Und dann versucht man mit so einfältigen Verboten das Übel nicht mal an der Wurzel zu packen. |
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Zitat:
Generell: Lehrer sind keine Pädagogen. Vergleicht man mal die beiden Studienrichtungen (schwester Dipl.Päd., befreundetes Pärchen Lehrer), so taucht bei den letzteren kaum was an Pädagogik auf. Am Rande vielleicht, wenn die jeweilige Hochschule es für gut befindet. Es waren schon immer, und sollten auch sein: Die Eltern. Problem ist nur, dass mittlerweile viele Eltern einfach nie wirklich Kindeserziehung gelernt haben, und dieses Wegfallen dieser Kompetenz verstärkt sich über die Generationen. Ich finde schon fast, willige Eltern sollten erst eine Art Führerschein machen müssen, bevor sie legal ein Kind in die Welt setzen. Darüber sollten dann zumindest eine Reihe von mindestens nötigen Kompetenzen belegt sein. Jetzt werden einige schreien und weinen, von wegen Grundrecht und blabla, aber das tangiert mich nicht. Die meisten Eltern sind - so ist es leider - grottig. Seine Kinder zu lieben reicht halt einfach nicht, aber das scheinen manche zu denken. Und nun soll eine Schule, eine Lehranstalt, geradebügeln was Generationen von Eltern verbaselt haben? Ich denke nicht. |
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Zitat:
Und dann kann es einfach nicht sein, daß man gleich mit Dienstaufsichtsbeschwerde droht, nur weil einem das Verbot nicht paßt. Indem man als Eltern dann so handelt, bestärkt man die Kinder ja noch darin, daß der Lehrer als Witzfigur anzusehen ist, dem man auf der Nase rumtanzen kann. Das meine ich auch mit Abschieben der Verantwortung: Die Schule soll richten, was Eltern verbockt/versäumt haben, aber wenn sie es es mit den ihr verbliebenen Mitteln tut, dann regen sich die Eltern auch gleich wieder auf. |
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Die Schule hat einen Bildungsauftrag, und der schließt Sozial- und Medienkompetenz mit ein. Gerade Medienkompetenz ist schon lange ein Hauptthema vieler Fächer, bspw. Geschichte, Politik oder Sozialwissenschaften. Kann ich dieser Quelle trauen? Inwiefern ist sie vielleicht beeinflusst? Welche anderen Seiten muss ich mitbetrachten?
Gut, ich muss zugeben, der Begriff "Medienkompetenz" hat sich ein wenig geändert. Die meisten scheinen damit heute nur noch sagen zu wollen: "kann gut mit Computern/Handys/etc. umgehen". Man kann natürlich durchaus sagen, für Handys etc. sei die Schule nicht mehr verantwortlich (kann ich durchaus verstehen!), aber einfach striktes Verbieten ist dann immer noch genauso schwachsinnig und immer noch eine Kollektivstrafe[1]. Nur so nebenbei: Die Zeit, die Schüler zu Hause sind, wird immer kürzer dank Ganztagsschulen, G8, etc. Und von der anderen Seite ist es immer mehr so, dass beide Elternteile arbeiten. [1] Und gegen Kollektivstrafen anzugehen, finde ich alles andere als unsinnig und seltsam. |
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@ULIK
Ich glaube sofort, dass es solche nervigen Eltern gibt, die die Schuld für alles nur bei der Schule sehen und dann gleich mit Anwalt anrücken, aber die sind in der extremen Minderzahl. Die meisten Leute haben überhaupt keine Zeit zu sowas, und eigentlich gibt es viel zu viele, die jegliche Schikane von Seiten der Lehrer oder Schulleitung einfach hinnehmen. Und es ist einfach so, dass die Schulen ohne Maßnahmen wie Anwalt und Co. einfach nicht reagieren. Ich habe das ja selbst erlebt, habe es ja glaube ich schon mal hier beschrieben. Wir hatten hier in der Oberstufe einen Geschichtslehrer, der wirklich objektiv unfair war, z.B. in den Klausuren Sachen abgefragt hat, die er uns nie beigebracht hat, bestimmten Schülern, wie z.B. mir, grundsätzlich bei allem was sie gemacht haben unter 5 Punkte gegeben hat, ganz einfach, weil sie bei ihm in irgendeiner Schublade drin waren. Einmal hat er uns eine Hausarbeit statt einer Klausur schreiben lassen (übrigens – nettes Detail – weil er vergessen hatte, dass wir eine Klausur schreiben), und wollte mir dann meine Arbeit nicht anrechnen, weil er der Meinung war, sie wäre „zu gut“ für einen Deppen wie mich und könnte deshalb nicht von mir sein – und zwar vollkommen ernst. Ich habe mich dann natürlich an andere Lehrer, die Oberstufenleitung und einen Elternbeirat gewandt, sodass er es sich letztlich doch nicht getraut hat, aber dafür war die Arbeit dann plötzlich doch nur 8 Punkte wert. D.h. es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder fand er 8 Punkte bereits „zu gut“, was an sich schon völlig gestört wäre, oder er hat – was ich vermute – die Punktzahl nachträglich nach unten korrigiert, um damit zu kompensieren, dass die Arbeit ja angeblich nicht von mir wäre. Kann man natürlich nicht beweisen. Er hat sowas aber nicht nur bei mir abgezogen, mindestens drei viertel des Kurses waren irgendwann mal bei der Oberstufenleitung und wollten wechseln – wurde immer abgelehnt, sei „nicht möglich“. So ist es dann bis zum Schluss geblieben, mit dem Ergebnis, das zufälligerweise alle in unserem Kurs deutlich schlechtere Zeugnisnoten im Fach Geschichte hatten als die Schüler in den anderen Kursen. Und mit schlecht meine ich wirklich schlecht – ich selbst hatte dort im Schnitt 2 bis 3 Punkte (nicht alle hat es ganz so hart getroffen). Das waren meine schlechtesten Kurse überhaupt, meine einzigen unter 5 Punkten, und mit einem weiten Abstand zu meinen anderen Noten. Es war ziemlich eindeutig, dass dieser Lehrer absolut untragbar war, sogar die Oberstufenleiterin hat es inoffiziell eingesehen, aber dennoch nichts gemacht (wegen Lehrermangel – der Lehrer war eigentlich Mittelstufenlehrer und wollte gar nicht in der Oberstufe unterrichten, und seinen Frust hat er wohl an seinen Schülern ausgelassen. Ich hatte allerdings in der Mittelstufe schon mal bei ihm Unterricht, und dort hat er sich genau so verhalten. Ich bin übrigens sicher, dass er auch nur dort unterrichten will, weil Mittelstufenschüler ihm gegenüber noch wehrloser sind. Es gibt solche Leute traurigerweise.). Insofern sind die Schulen auch selbst daran schuld, dass Eltern zum Anwalt greifen. Bei uns hatte wohl leider keiner den Nerv bzw. die Zeit dazu. |
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NamenLozer, auf deinen Lehrer kann ich mit einem Dozenten von mir antworten, der mal sagte: ich sehe es nicht als meine Aufgabe an euch das beizubringen was in meinen Klausur vorkommt. Es ist eher zu erwarten, dass ich nur ein Bruchteil dessen, was in meinen Klausuren vorkommt, durchnehme. Es ist eure Aufgabe das zu wissen was in meinen Klausuren abgefragt wird. Denn meine Aufgabe ist es nicht euch einen Stoff beizubringen, sondern auf die Welt da drausen vorzubereiten. Wenn ihr hier raus seit, wird euch keine mehr an die Hand nehmen und euch helfen, dann müßt ihr selber klar kommen. Am anfang des Jahres habt ihr eine Liste bekommen in der steht was ihr hier alles innerhalb des Jahres lernt. Ich lehre aber nur das wozu ich Lust habe, den Rest, der auch in den Klausuren vorkommt, müßt ihr alleine lernen.
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@NamenLozer: A*Löcher gibts natürlich auf beiden Seiten, und auch nicht zu wenige. Ich finde es nur grausig den Erziehungsauftrag nicht voll bei den Eltern zu sehen. Klar sind oftmals beide berufstätig - aber dann muss man auch so geistesgegenwärtig sein, und einfach kein Blag machen. Fertig. Das ist quasi schon ein "fail" im Ansatz, Mittel und Wege zur Verhütung gibt es ja doch seit längerem. Erschwinglich und in diversen Varianten, da sollte für jeden was dabei sein.
@Popov: An einer Hochschule nicht unüblich, aber auch da einfach indiskutabel. Es ist eine Ausbildung die da stattfindet, und ich kann einem Laien nicht zumuten sich komplett selbsttätig alles anzueignen, da er das Gebiet überhaupt nicht überblickt. Selbsttätiges Erarbeiten sehr gerne, aber man muss zumindest ein Thema inkl. Literaturvorschlägen geben. Sonst ist das Bullshit³. |
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Zitat:
Ich als ein Elter muss mein Kund auf das Leben in der Welt vorbereiten. Die Institution Schule ist dabei ein vom Staat vorgegebener Dienstleister (mein Kind wird Schulpflichtig sein). Ich versuche zu Hause nach allen Mitteln der Kunst, meine(*) Kinder nicht durch Verbote sondern durch das (im übrigen sehr aufwändige!) aufzeigen und Schmackhaft machen von besseren Alternativen zu erziehen. (*) Mein Stiefsohn ist 17 und beginnt gerade seine Lehre. Nachdem ich vor ein paar Jahren als sein Papa akzeptiert wurde hat sich sein Notenschnitt massiv gebessert und seine Lehrer waren erstaunt, zu was er auf einmal fähig ist. Bei ihm in der Schule ist das genannte passiert. Meine Tochter ist 14 Monate alt, sie hat noch etwas Zeit bis zur Schule. Ich erwarte dann aber auch, dass die Schule als Dienstleister, den ich a) in Anspruch nehmen muss und den ich b) durch meine von mir gezahlten Steuern auch mit finanziere, meinem Kind nicht einfach so irgendwelche Verbote auferlegt die meinem Erziehungsideal vollkommen konträr entgegenstehen, weil die Schule (vermutlich bei anderen Kindern als meinem) ein 'Fehlverhalten' ausgemacht hat, dass sie
Zumal habe ich ja aufgezeigt, dass auch andere Personenkreise (unter anderem die Kultusministerkonferenz, deren Auftrag auch Erziehung beinhaltet), einem Verbot kritisch gegenüberstehen. Wenn die KMK ein Verbot ablehnt, eine Schule dann aber dem politischen Steuerungsorgan das die KMK darstellt zuwiderhandelt, dann sehe ich mich da einfach im Recht und in der (zumindest mir gegenüber moralischen) Pflicht, diese Mißstände nach meinen Kräften zu korrigieren. Das beinhaltet zum einen, meinen Erziehungsauftrag wahrzunehmen und mit meinem Kind zusammen eine Argumentationskette pro und Kontra zu erarbeiten. Vielleicht wäre meine Tochter ja der Ansicht, dass das Verbot gut ist und sie gut damit Leben kann. Damit hätte sich das vielleicht erledigt. Mein Sohn war da definitiv anderer Ansicht (wie ich auch), und deswegen habe ich zuerst das konstruktive Gespräch mit dem Rektor gesucht. Das hat leider nicht gefruchtet, weswegen ich dann nachlegen musste. Wenn meinem Kind in der Schule nur beigebracht wird, Probleme nicht konstruktiv zu bearbeiten, sondern durch Verbote (vermutlich) nicht mehr aufkommen zu lassen, wie soll ich dann erklären, dass es besser wäre das anders zu lösen? Es ist mehr Zeit in der Schule, und bekommt dort mehr "Verbot" vorgelebt als konstruktive Problemlösung. Wird so ein Kind mal Politiker kommen dann natürlich nur "Zitatverbote" (Leistungsschutzrecht) oder "Stopp-Schilder im Internet" bei raus. Das hier kann ich daher absolut nicht nachvollziehen: Zitat:
Ich versuche meiner Erziehungsverantwortung so gut wie möglich nachzukommen. Das erfordert viel Zeit, viel Recherche, ein halbes Psychologiestudium wenn man versuchen will zu verstehen was in so einem Kinderkopf abgeht und dann viel Geduld um den Kind die eigenen Gedankengänge nachvollziehbar darzulegen, so dass es auch versteht was das ganze gerade soll und warum man das macht. Wenn die Schule dann aber so einen nicht nachvollziehbaren Bockmist baut, der a) meine ganze Erziehungsarbeit ad absurdum führt, b) nicht Zielführend ist, c) mein Kind unbetroffen in Mitleidenschaft zieht, d) nur die Verbotskeule schwingt anstelle konstruktiv an Probleme zu gehen, dann muss ich hier einschreiten. Das bin ich meinen Kindern und den Kindern der anderen Eltern einfach schuldig. Das hat nichts mit abschieben der Erziehungsverantwortung zu tun, sondern mit dem bewussten und entschiedenem Wahrnehmen eben dieser. |
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Zitat:
Das war bei dem Typ aber ohnehin das geringste Problem. Ich kann mir Stoff auch selbst aneignen. Ich habe mir mit 8 Jahren selbst das Programmieren beigebracht, es ist nicht so, dass man mir alles vorkauen muss. Das Problem war einfach, dass er schlicht gesagt ein Arschloch war, aber sowas ist jemandem, der nicht selbst dabei war, natürlich immer schwer zu vermitteln. Viele kleine Details machen das Gesamtbild aus, da müsste man Bücher füllen. |
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