Delphi-PRAXiS
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-   -   Delphi Klassendesign: Blockierender Constructor? (https://www.delphipraxis.net/190752-klassendesign-blockierender-constructor.html)

Zacherl 3. Nov 2016 11:43

Delphi-Version: 10 Seattle

Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Hallo zusammen,

ich re-designe grade eine Klasse, die eine Netzwerk-Protokoll-Schicht implementiert. Dabei wollte ich beim Klassendesign folgende Aspekte vereinen:
  • SÄMTLICHE Kommunikation soll über meine IO-Handler Klasse ablaufen (Send Methoden und Receive Events)
  • Die darunterliegende Socket Implementierung (nur blocking) soll austauschbar sein
Für eingehende Daten hatte der IO-Handler bisher eine Methode
Delphi-Quellcode:
HandleData
, an die der Benutzer manuell die Daten übergeben musste, die er mit seinem Socket empfangen hat.
Für ausgehende Daten hatte ich bisher zwei Ansätze:
  1. Socket Instanz wird im Constructor übergeben und der IO-Handler ruft dann selbstständig
    Delphi-Quellcode:
    Send
    auf
  2. IO-Handler hat ein
    Delphi-Quellcode:
    OnSend
    Event, was vom Benutzer implementiert werden muss
Nun möchte ich aber einerseits
Delphi-Quellcode:
HandleData
loswerden und anderseits, dass der IO-Handler selbstständig senden kann (also eher Ansatz 1). Sprich: Der IO-Handler soll "Besitzer" des Sockets sein.

Meine Idee war jetzt das Socket im Constructor zu übergeben und dann selbstständig zu pullen:
Delphi-Quellcode:
type
  ISocket = interface
    function Send(Data: Pointer; Size: UInt32): UInt32;
    function Receive(Data: Pointer; Size: UInt32): Integer;
  end;

  TIOHandler = class(TObject)
  private
    FSocket: ISocket;
  public
    constructor Create(Socket: ISocket);
  end;

constructor TIOHandler.Create(Socket: ISocket);
var
  Data: array[0..1024 * 16] of Byte;
  Size: Integer;
begin
  inherited Create;
  FSocket := ISocket;
  // ..
  // internen Send-Thread erzeugen
  // ..
  repeat
    Size := FSocket.Receive(@Data[0], SizeOf(Data)); // blocking
    if (Size > 0) then
    begin
      InternalHandleData(@Data[0], Size);
    end;
  until (Size < 0);
end;
Meiner Intuition nach empfinde ich es allerdings als schlechtes Design im Constructor zu blockieren und komplexe Operationen auszuführen. Was sagt ihr dazu? Alternative wäre das Pullen in eine Methode auszulagern, aber dann habe ich wieder eine Art
Delphi-Quellcode:
HandleData
Methode, die extra aufgerufen werden müsste (was ich gerne vermeiden will).

Viele Grüße
Zacherl

Stevie 3. Nov 2016 12:00

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Da fiel mir sofort das hier ein: http://misko.hevery.com/code-reviewe...oes-real-work/

Der schöne Günther 3. Nov 2016 12:01

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Zitat:

Zitat von Zacherl (Beitrag 1352519)
Meiner Intuition nach empfinde ich es allerdings als schlechtes Design im Constructor zu blockieren und komplexe Operationen auszuführen. Was sagt ihr dazu?

Absolut.

Vielleicht möchte ich, als Benutzer der Klasse noch gar nichts senden. Vielleicht möchte ich die Klasse nur testen und sitze grade irgendwo ohne Netz. Es gibt viele Gründe, Google, Microsoft und Konsorten raten in ihren Ratgebern explizit immer davon ab, "real work" im constructor zu erledigen.

Der hier z.B. fasst das ganz nett zusammen:
http://www.daedtech.com/beware-the-bloated-constructor/

himitsu 3. Nov 2016 12:05

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Es gibt auch noch AfterConstruction, aber aus sicht des Programmierers wird das auch "im" TMyClass.Create aufgerufen.

Alternativ eine Start/Init-Methode, welche von Extern nach dem Create aufgeufen wird.

Zacherl 3. Nov 2016 12:31

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Okay, dann sind wir uns bezüglich des Constructors ja schonmal einig :thumb: Testen der Klasse ohne Internet ist kein Problem. Dafür kann man das Socket Interface ja als Dummy implementieren.

Dann mal die Frage nach der besten Alternative. Momentan steht zu Auswahl:
  • AfterConstruction
  • Init/Start Methode, um Polling zu starten
Oder würdet ihr an meiner Stelle das Polling doch eher dem Benutzer überlassen (also der alte
Delphi-Quellcode:
HandleData
Ansatz)?

Uwe Raabe 3. Nov 2016 12:42

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Wie wäre es denn mit einem Event-gesteuerten Ansatz in der Art
Delphi-Quellcode:
Socket.OnDataAvailable := MyHandleDataEvent
?

Zacherl 3. Nov 2016 13:03

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Zitat:

Zitat von Uwe Raabe (Beitrag 1352533)
Wie wäre es denn mit einem Event-gesteuerten Ansatz in der Art
Delphi-Quellcode:
Socket.OnDataAvailable := MyHandleDataEvent
?

Das ginge ja in die selbe Richtung wie mein alter
Delphi-Quellcode:
HandleData
Ansatz. Da aber ja nicht jede Socket Komponente so ein Event besitzt (vor allem nicht mit der selben Parameter-Definition), sollte der Benutzer damals selbst auf ein
Delphi-Quellcode:
OnDataAvailable
Event reagieren und darin dann
Delphi-Quellcode:
HandleData
vom IO-Handler aufrufen. Bzw. im Fall von blocking Sockets hat der Benutzer entsprechend nach neuen Daten gepollt und bei Empfang dann
Delphi-Quellcode:
HandleData
aufgerufen.

Ist natürlich ohne Frage der Ansatz, der dem Benutzer die größte Freiheit lässt.

Was mich einfach stört ist, dass das Senden dann dem IO-Handler obliegt, das Empfangen aber in der Hand des Benutzers ist. Das
Delphi-Quellcode:
Receive
im Socket Interface wäre damit auf jeden Fall obsolet.

Namenloser 3. Nov 2016 15:25

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Was soll der IOHandler denn genau machen? Sorry, wenn es eine dumme Frage ist, ich kenne den Begriff "IOHandler" von Indy, aber habe Indy das letzte mal vor wahrscheinlich 10 Jahren angerührt, und mich damals auch nicht wirklich mit der Klassenstruktur auseinandergesetzt.

Also eigentlich ist das Paradigma bei blockierenden Sockets ja, dass man immer abwechselnd liest und schreibt. Deswegen ist mir nicht so ganz klar, warum du im Konstruktor bereits anfängst zu lesen (und einen extra Thread für das Senden erzeugst). Denn es hängt ja vom konkreten Protokoll ab, ob zuerst gelesen oder zuerst geschrieben werden muss. Soll IOHandler ein Platzhalter für die Implementierung des Protokolls sein, oder ist es eine Zwischenschicht zwischen Socket und Protokollimplementierung?

Ich entwickle "derzeit" (in Anführungszeichen, weil ich seit Monaten nicht dazu gekommen bin, daran zu weiterarbeiten) auch eine Socket-Lib und bin inzwischen zu dem Ergebnis gekommen, dass blockierend und eventgetrieben (also sowas wie OnDataAvailable) eine grundlegend murxige Kombination ist. Meiner Meinung gibt es zwei lokale Maxima im Raum der möglichen Designs für eine Socket-Lib:
1. Blockierend, imperativ (also eine Receive- und eine Send-Methode, so wie bei dir in ISocket)
2. Nicht-Blockierund und eventgetrieben (Protokollimplementierung als State Machine) - darauf konzentriert sich meine Lib

[OT]Übrigens, weil ich gerade sehe, dass du auch Interfaces für die Sockets verwendest: Es ist schockierend, wie viel Overhead die Referenzzählung bei Interfaces verursacht, zumindest mit dem Code, den Freepascal generiert. Ich hatte mal einen ganz kleinen Test-HTTP-Server, der nur "Hello World" ausgibt, gegen nginx gebenchmarkt, und nginx war selbst mit nur einem Kern schneller als mein Server mit allen vier Kernen. Sogar Apache war schneller! Obwohl mein Server ja nicht mal den Funktionsumfang eines richt HTTP-Servers hat. Habe das dann mal mit Valgrind und Co. analysiert, weil ich dachte, dass ich irgendwas grundlegend falsch oder anders mache, aber es stellte sich raus, dass der einzige Unterschied anscheinend auf das Refcounting zurückzuführen ist, das einen riesen Rattenschwanz erzeugt (Exception-Stack, RelocateThreadVars...). Ansonsten sieht die Aufrufstatistik fast identisch aus wie bei nginx. Ich werde wahrscheinlich deshalb, wenn ich mal wieder dazu komme, bei mir alle Interfaces rausschmeißen.[/OT]

Zur konkreten Frage: Ich würde auch auf jeden Fall im Constructor keine Reads, Writes oder sonstwas ausführen. Dann lieber eine extra Routine wie
Delphi-Quellcode:
Start()
, wenn es denn sein muss.

Zacherl 3. Nov 2016 16:42

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Zitat:

Zitat von Namenloser (Beitrag 1352580)
Also eigentlich ist das Paradigma bei blockierenden Sockets ja, dass man immer abwechselnd liest und schreibt. Deswegen ist mir nicht so ganz klar, warum du im Konstruktor bereits anfängst zu lesen (und einen extra Thread für das Senden erzeugst). Denn es hängt ja vom konkreten Protokoll ab, ob zuerst gelesen oder zuerst geschrieben werden muss. Soll IOHandler ein Platzhalter für die Implementierung des Protokolls sein, oder ist es eine Zwischenschicht zwischen Socket und Protokollimplementierung?

Der IO-Handler ist im Grunde ein (De-)Multiplexer, mit dem ich mehrere Streams / Pakete über ein einzelnes Socket tunnele. Es soll aber möglich sein Daten gleichzeitig zu senden und zu empfangen. Aus diesem Grund habe ich einen Thread, der nur pollt und einen weiteren Thread, der sich um das gechunkte Versenden der ausgehenden Daten kümmert. Das klassische Request-Response Prinzip kann ich hier nicht ohne Weiteres anwenden.

Falls du bessere Ideen zur Umsetzung hast, gerne immer her damit :stupid:

Konkret möchte ich halt mehrere simultane (unterschiedlich priorisierte) Übertragungen über ein einzelnes Socket realisieren, wobei sowohl Client, als auch Server auf Benutzerinteraktion hin eigenständig Datenübertragungen beginnen können. Die Kummunikation folgt also nicht wirklich einem fest definierten linearen Verlauf.

Zitat:

Zitat von Namenloser (Beitrag 1352580)
[OT]Übrigens, weil ich gerade sehe, dass du auch Interfaces für die Sockets verwendest: Es ist schockierend, wie viel Overhead die Referenzzählung bei Interfaces verursacht ...[/OT]

Danke für den Hinweis, da werde ich mal drauf achten.

himitsu 3. Nov 2016 18:13

AW: Klassendesign: Blockierender Constructor?
 
Overhead?


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