Delphi-PRAXiS
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-   -   Delphi Warum virtual / override bei destructor / constructor? (https://www.delphipraxis.net/192815-warum-virtual-override-bei-destructor-constructor.html)

HJay 22. Mai 2017 10:41


Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Hallo! Ich möchte endlich mal verstehen, warum es so ist. In der Unit System wird TObject eingeführt und der Constructor ohne "virtual", aber der Destructor mit "virtual" deklariert.

Entsprechend muss man bei der Ableitung beim Destructor das Schlüsselwort "override" angeben, während man beim Constructor einfach so Create() überschreiben kann. In beiden Routinen kann und soll man dann mit "inherited" die Vorfahrroutine aufrufen.

WARUM bloß ist das so? Warum ist bei Create kein "virtual" deklariert und es geht trotzdem alles und warum braucht man beim Destructor das "virtual > override"?

Hätten die Entwickler von TObject nicht beide Prozeduren analog deklarieren können? Also beide mit oder beide ohne "virtual"?

Gibt es einen Grund, warum es so ist? Mich irritiert es schon immer, dass ich bei Create ohne override auskomme, bei Destroy es aber angeben muss, sich aber beide Prozeduren ansonsten identisch zu verhalten scheinen, abgeleitet und überschrieben werden können und "inherited" auch verwendbar ist.

Danke im voraus für jede Erhellung des Sachverhalts!

Delphi-Quellcode:
{ unit System }
TObject = class
public
  constructor Create;
  { ...}
protected
  destructor Destroy; virtual;
   
{... }

constructor TObject.Create;
begin
end;

destructor TObject.Destroy;
begin
end;
und die Verwendung in abgeleiteten Klassen:
Delphi-Quellcode:
TMyObject = class(TObject)
constructor Create;
destructor Destroy; override;
{ ...}

implementation

constructor TObject.Create;
begin
  inherited;
  { ... } 
end;

destructor TObject.Destroy;
begin
  { ... }
  inherited;
end;

Olli73 22. Mai 2017 10:55

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Delphi-Quellcode:
var
  AObj: TObject;
begin
  AObj := TMyObj.Create; // hier gibst du eh konkret an, ob ein TMyObj oder ein TObject oder sonstwas erstellt werden soll, auch wenn die Variable als TObject deklariert ist
  ...
  AObj.Destroy; // bzw. Free; // ohne das virtual würde hier der Destructor von TObject aufgerufen, mit virtual wird korrekterweise der von TMyObj aufgerufen
end;

HJay 22. Mai 2017 11:03

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Danke für die schnelle Antwort. Aber warum funktioniert das Ableiten von Create auch ohne "virtual"? Das Konzept, warum "virtual" mal nötig und mal nicht nötig ist, leuchtet mir nicht ein.

Warum ruft "inherited" trotzdem die richtige Vorfahrroutine auf und ist verwendbar?

Ich hätte eigentlich gedacht, dass man "virtual" deklarieren muss, wenn man möchte, dass die Klasse überschrieben werden kann? Es ist ja nicht einmal ein "reintroduce" nötig, man kann einfach Create neu definieren ohne Probleme...

Olli73 22. Mai 2017 11:10

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Das inherited hat damit nicht direkt was zu tun. Damit sagst du nur, ob und an welcher Stelle die Methode des Vorfahren aufgerufen wird, was man in der Regel will, um nicht alles neu implementieren zu müssen bzw. bei Änderungen alle Nachfahren anfassen zu müssen.

Das Virtual bedeutet nur, dass das Programm zur Laufzeit prüft ob es in obigem Beispiel wirklich ein TObject (so ist die Variable deklariert) oder ein Nachfahre davon ist. Ist es ein Nachfahre wird dessen Destructor aufgerufen. Ohne das Virtual würde in diesem Fall TObject.Destroy aufgerufen, was ja falsch wäre.

Zacherl 22. Mai 2017 11:19

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Virtual bei
Delphi-Quellcode:
Create
benötigt man z.b. in folgendem Falle:
Delphi-Quellcode:
type
  TBaseClass = class(TObject)
  public
    constructor Create; virtual;
  end;

  TClassA = class(TBaseClass)
  public
    constructor Create; override;
  end;

  TClassB = class(TBaseClass)
  public
    constructor Create; override;
  end;

  TClassType = class of TBaseClass;

..

function DynamicCreate(ClassType: TClassType): TBaseClass;
begin
  Result := ClassType.Create;
end;
Hätte man den Constructor hier nicht als
Delphi-Quellcode:
virtual
deklariert, würde immer Der von
Delphi-Quellcode:
TBaseClass
aufgerufen. Mit
Delphi-Quellcode:
virtual
ruft die Funktion korrekt den Constructor der konkreten Klasse auf.

HJay 22. Mai 2017 11:28

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Das bedeutet dann aber auch, dass die Entwicklung der Unit System problemlos sowohl den Constructor Create als auch den Destructor Destroy hätten analog mit "virtual" deklarieren können und alles funktionieren würde? Ist das so?

Dieses Analogie der Deklarationen würde sicherlich vielen Anfängern Irritationen ersparen.

Uwe Raabe 22. Mai 2017 11:32

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Zitat:

Zitat von HJay (Beitrag 1372318)
Das bedeutet dann aber auch, dass die Entwicklung der Unit System problemlos sowohl den Constructor Create als auch den Destructor Destroy hätten analog mit "virtual" deklarieren können und alles funktionieren würde? Ist das so?

Dieses Analogie der Deklarationen würde sicherlich vielen Anfängern Irritationen ersparen.

Allerdings ist man bei einem virtuellen Konstruktor beim override an die Parameter-Signatur des Vorgängers gebunden. Natürlich kann man trotzdem neue, nicht-virtuelle Konstruktoren einführen, aber das wäre dann für noch mehr Anfänger noch viel verwirrender.

HJay 22. Mai 2017 11:43

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
OK, danke.

Warum kann man den "constructor create" überschreiben, ohne "reintroduce" angeben zu müssen? Müsste das nicht kollidieren?

Wenn auch ohne "virtual/override" eine Vorfahrprozedur überschrieben und verdeckt werden kann und trotzdem mittels "inherited" die Vorfahrprozedur aufgerufen werden kann, dann verstehe ich eigentlich nicht, wozu man überhaupt "virtual/override" braucht?

Stevie 22. Mai 2017 11:48

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Was Zacherl gezeigt hat, sieht man zum Beispiel bei TComponent. Dort ist der Konstructor virtual, was benötigt wird, wenn vom Streaming Mechanismus (Form wird aus dfm geladen) die ganzen Komponenten erstellt werden.

Wäre TObject.Create virtual, müsste man jegliche Klasse über TClass erzeugen können, obwohl diese Klasse möglicherweise gar keinen parameterlosen Konstruktor haben soll.
Aktuell gibt es nur den kleinen haken, dass ein Create auf einer TClass variable fest TObject.Create aufruft, was weitaus weniger schlimm ist.

Zitat:

Zitat von HJay (Beitrag 1372323)
Warum kann man den "constructor create" überschreiben, ohne "reintroduce" angeben zu müssen? Müsste das nicht kollidieren?

Verwechsle nicht die Begriffe, "überschreiben" (override) kann man nur virtuelle Methoden - ein reintroduce ist lediglich ein Hinweis an den Compiler nach dem Motto - ich weiß, was ich tue (damit der keine Warning W1010 generiert). Alles andere ist verdecken einer Methode. Und da TObject.Create nunmal nicht virtual ist, gibts auch kein reintroduce.

Mir scheint, da sind noch ein paar Wissenslücken bzgl OOP/Polymorphie verhanden, die das Verständnis etwas erschweren.

P.S. Da sieht man mal, warum C# es erforderlich macht, auf jeder Klasse explizit einen Konstruktor zu definieren (selbst wenn er nix macht). Weil implizit einen erben nur verwirrt und zu Defekten führen kann.

Olli73 22. Mai 2017 11:51

AW: Warum virtual / override bei destructor / constructor?
 
Zitat:

Zitat von HJay (Beitrag 1372323)
Warum kann man den "constructor create" überschreiben, ohne "reintroduce" angeben zu müssen? Müsste das nicht kollidieren?

Weil nicht virtual benutzt wurde.

Zitat:

Zitat von HJay (Beitrag 1372323)
Wenn auch ohne "virtual/override" eine Vorfahrprozedur überschrieben und verdeckt werden kann und trotzdem mittels "inherited" die Vorfahrprozedur aufgerufen werden kann, dann verstehe ich eigentlich nicht, wozu man überhaupt "virtual/override" braucht?

Lies dir nochmals genau die Antworten durch.

Der Unterschied ist, ob zur Laufzeit die Methode des echten Typs (ggf. Nachfahren) oder die des Variablentyps aufgerufen wird


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