Delphi-PRAXiS
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stahli 14. Dez 2021 19:38

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Für respektvollen Umgang bin ich auch. Mit Schwulen, Lesben und Transsexuellen habe ich kein Problem - jedenfalls nicht wegen dieser speziellen Eigenschaft.

Manche Menschen kann man leiden, andere nicht, manche kann man überhaupt nicht ertragen. So ist das halt.

Aber was macht "Mitarbeitende" als Begriff besser als "Mitarbeiter"?

Was sind Mordende, Richtende und Startende? Warum findest Du Sonderzeichen in Wörtern "nicht leicht"? Offenbar sind sie ja wichtig.

Was ist, wenn jemand sich als Alien begreift, wie ein Anrufer bei Domian vor ein paar Jahren? Oder wenn manche Leute selbst noch nicht sicher sind, als was sie sich sehen (wie im kürzlich von mir verlinkten Video)?

Sprache prägt die Realität deutlich weniger als die Realität die Sprache.

Sonst wäre die Türkei ohne generisches Maskulinum ein Musterbeispiel für Gleichberechtigung.

jaenicke 15. Dez 2021 06:25

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Zitat:

Zitat von Phoenix (Beitrag 1499109)
Ich persönlich versuche in offiziellen Dokumenten soweit möglich generische Begriffe zu verwenden: Mitarbeitende. Forschende. Feuerbekämpfende. Gewöhnungsbedürftig, aber somit können Sonderzeichen im Wort die in der Tat das Lesen erschweren recht einfach vermieden werden.

Wobei das sprachlich auch schwierig ist, weil das ja eigentlich eine andere Bedeutung hat. Nichtsdestotrotz ist es eine gut lesbare Form. Da fehlt dann in den Schulbüchern nur noch eine neue Ausdrucksweise für die Abgrenzung einer aktuell ausgeführten Tätigkeit.

Zitat:

Zitat von Phoenix (Beitrag 1499109)
Oder, wo das extrem unpraktikabel wäre, versuche ich durch stilistische Mittel das althergebrachte Rollenkonzept bewusst aufzubrechen. Wenn es einen gesellschaftlichen Unterschied in der Wertigkeit von Rollen gibt, drehe ich dort einfach den Spieß um. Es ist in meinen Fachartikeln meistens "die Entwicklerin" und "der Bediener". "Die Ärztin" und "der medizinisch-technische Assistent".

Wenn damit alle glücklich wären, kann meinetwegen auch überall die weibliche Form verwendet werden, solange dadurch andere Verrenkungen nicht nötig sind. Zumindest könnte sich dann niemand außerhalb des binären Spektrums über zu viel Maskulinum beschweren.

Rollo62 15. Dez 2021 06:52

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Zitat:

Zitat von jaenicke (Beitrag 1499125)
Wenn damit alle glücklich wären, kann meinetwegen auch überall die weibliche Form verwendet werden, solange dadurch andere Verrenkungen nicht nötig sind.

:thumb: Das ist auch eine sehr gute Lösung,
mit gefällt das viel besser als unbedingt "Alles" Mögliche über einen Kamm scheren zu wollen.
(Das Problem ist die nicht enden wollende Definition einer Liste von "Alles" ) :stupid:

TigerLilly 15. Dez 2021 07:55

AW: Gendering in Jobangeboten
 
In der Tat wird das fallweise gemacht, zb diese Journalistin:
https://www.falter.at/zeitung/autoren/melisa-erkurt

Das * im Text verweist auf eine Fußnote, dass Männer immer mitgemeint sind.

stahli 15. Dez 2021 09:36

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass es nicht um sachliche Probleme und Lösungen geht.

Wenn A gegenüber B ungerecht ist, ist es nicht gerechter, wenn B gegen A ungerechter wäre.
Hinzu kommt, dass es inhaltlich falsch ist (so lange das generische Maskulinum gilt), die weibliche Gruppe als eine von mehreren Untergruppen jetzt als Hauptgruppe anzusprechen.

Man könnte natürlich das generische Femininum einführen.
Dann wäre die weibliche Form die Hauptform. Nur, wenn explizit die männliche Form verwendet würde, wären nur Männer gemeint.

Wer wäre dafür? Vermutliche viele Feministen.

Aber was wäre grundsätzlich dabei besser? Eine Gleichstellung wäre jedenfalls nicht erreicht. Das Geschlecht wäre ein wesentliches Differenzierungsmerkmal. Vermutlich würden sich weniger Männer darüber aufregen. Dass Männer im Gegensatz zu Frauen keine eigenen Gruppenbezeichnungen haben, hat ja auch niemanden aufgeregt.

Frickler 15. Dez 2021 10:43

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Zitat:

Zitat von TigerLilly (Beitrag 1499131)
Das * im Text verweist auf eine Fußnote, dass Männer immer mitgemeint sind.

Im Sinne der Gendergerechtigkeit müsste sie eigentlich schreiben, dass Männer und alle anderen Geschlechter immer mitgemeint sind.

dummzeuch 15. Dez 2021 10:44

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Eigentlich wollte ich mich ja komplett raushalten, auch wenn es mir schon öfters in den Fingern gejuckt hat, meinen Senf dazuzugeben.

Aber hiermit habe ich einschlägige Erfahrungen:

Zitat:

Zitat von stahli (Beitrag 1499136)
Man könnte natürlich das generische Femininum einführen.
Dann wäre die weibliche Form die Hauptform. Nur, wenn explizit die männliche Form verwendet würde, wären nur Männer gemeint.

Wer wäre dafür? Vermutliche viele Feministen.

Genau das haben wir vor (vielen) Jahren mal an der Uni (Koblenz) versucht. Damals kam gerade das Binnen-I auf und es ging vielen auf den Keks.

Eine Hochschulgruppe hat damals vorgeschlagen, doch in aller internen Kommunikation das generische Femininum einzuführen. "Studentinnen" sollte als auch immer die männlichen Exemplare dieses Typs mit einschließen.

Es gab eine Abstimmung per Handzeichen dazu in einem Gremium, das sich damals mit Gleichstellung beschäftigte, und das ca. zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen besetzt war. Das Ergebnis: ca. 40% Zustimmung, fast alles davon Männer, oder mit anderen Worten: Fast alle Frauen in dem Gremium waren dagegen.

Seitdem konnte ich das Thema nicht mehr wirklich ernst nehmen.

Klar, das ist natürlich nur eine Anekdote aus meiner Jugend und nicht allgemeingültig.

So, und jetzt bin ich wieder raus. Solche Diskussionen führen meiner Erfahrung nach zu nichts außer vielleicht Streit.

TigerLilly 15. Dez 2021 11:15

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Ach, das geht schon + funktioniert auch:

https://www.tagesspiegel.de/wissen/g...e/8310626.html
http://www.sprachlog.de/2013/06/04/s...uer-anfaenger/
http://www.sprachlog.de/2013/10/14/d...es-femininums/

Rollo62 15. Dez 2021 12:44

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Zitat:

Zitat von dummzeuch (Beitrag 1499143)
Das Ergebnis: ca. 40% Zustimmung, fast alles davon Männer, oder mit anderen Worten: Fast alle Frauen in dem Gremium waren dagegen.

Seitdem konnte ich das Thema nicht mehr wirklich ernst nehmen.

So geht es mit mit dem Ernst nehmen leider auch seit geraumen Zeit :oops:
Manche sehr guten Ansätze können auch totgewalzt werden, durch allzu abstruse Forderungen von allen Seiten.

TigerLilly 17. Dez 2021 10:56

AW: Gendering in Jobangeboten
 
Weil das Kernthema des Threads die Sichtbarkeitmachung von Frauen ist + warum das wichtig ist, schiebe ich gern aktuelle Erkenntnisse nach:
https://www.derstandard.at/story/200...ichterstattung

Gut sieht man hier, dass die mangelnde Sichtbarkeit nur ein Aspekt ist, der in der Regel mit anderen Hand in Hand geht: Trivialisierung und Sexualisierung. Viel Spaß beim Lesen!


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