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negaH

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#21

AW: Passwort-Stärke ermitteln (Code und Prüflogik)

  Alt 26. Sep 2010, 19:25
Im originalen Thread zu PassphraseQuality habe ich geschrieben das es keine echte Funktion geben kann die die Qualität eines Passwortes errechnet und auch das die gewählten Schranken in dieser Funktion aus mathematisch krypographischer Sicht sowieso viel zu gering geählt wurden. (würde man sich an math. anerkannten Schranken orientieren so würde man mit ganzen Sätzen mit mehr als 160 Zeichen also Passwörter arbeiten müssen).

Es gibt nur sehr wenige Bewertungfunktionen die man benutzen kann und bei denen man deren Sinnhaftigkeit auch math. als sinnvoll beweisen kann.

Eine ist die Entropie. Entropie lässt sich eindeutig berechnen und ist auch ein Maß für die Zufälligkeit einer Datenmenge. Je zufälliger ein Passwort desto wertvoller. Entropie ist also ein Maß das man ohne Wissen um die vom Angreifer verwendeten Verfahren immer als Maßstab benutzen kann. Die Verfahren zur Berechnung der Entropie sind beweisbar. In meinem Fall habe ich die Enropie der deutschen/englischen Sprache zu Grunde gelegt (der Multiplikationsfaktor ist entscheidend).

Ein weiteres beweisbares Verfahren ist die Wörterdatenbank. Fast alle heutigen kryptologischen Angriffe die besser als die reine Brute Force Attacke sind sind Wörterbuchangriffe. Nachteil für unsere Funktion ist die Wörterdatenbank ansich, es ist unpraktikabel bzw. in Relation zu einem echten Zufallspasswort ist eine Wörterdatenbank für unsere Funktion vom Aufwand-Nutzen-Verhältnis absoluter Schwachsinn.

Das Problem mit solchen Bewertungsfunktion ist der Fakt das man nur gute Funktionen konstruieren kann wenn man den Angriff exakt kennt der auf das Passwort angewendet wird. Man kennt den Angriff nicht ergo kann man nur eine allgemeingültige Funktion bauen, bzw. nur das lohnt sich im Vergleich zu echten Zufallspasswörtern.

Man kann noch einfachste Kriterien berücksichtigen zb. eben Tastaturlayouts etc.pp. wie in meiner Funktion auch geschehen. Mehr lohnt aber nicht.

Fazit: solche Funktionen sind niemals ein gutes Indiz für die reale Qualität eines Passwortes. Selbst das komplizierteste, längste und zufälligste Passwort muß 0% ergeben wenn es Allen im WEB bekannt gemacht wird oder wenn es einen Hacker schon längst bekannt ist. Dann wissen wir das noch nichtmal und das zeigt schon das solche Funktionen im Grunde das Unmögliche versuchen.

Es ist und bleibt in irgendeiner Form immer eine "Gimmeck-Funktion".

Nun könnte der Einwand kommen warum ich mit dieser Überzeugung überhaupt eine solche Funktion veröffentlicht habe ?

Weil sie besser und math. korrekter ist als viele der anderen Funktionen die im WEB kursieren.
Und weil es offensichtlich einen Bedarf für solche Funktionen gibt.

Was du nun als "falsches" oder "unlogisches" Ergebnis betrachtest ist reine Ansichtssache oder besser gesagt Definitionssache. In deiner Betrachtungsweise mag dein Passwort mit den vielen t's besser sein als das mit den wenigen t's, aber kannst du mir auch math. beweisbar begründen warum ich deiner Betrachtungsweise zustimmen sollte ? Ich argumentiere das meine Funktion einfach math. die Entropie als Merkmal einer Datenmenge berechnet und daraus gewichtet die Qualität bewertet. Ich kann verargumentieren das uns dieser Weg als Denkmodel offensteht und kryptographisch korrekt sein muß innerhalb des angenommenen Modells. Dh. alles basiert auf beweisbarem Wissen und nicht gefühlsmäßigen Annahmen, und das ist der wirklich wichtige Punkt bei der ganzen Diskussion. Damit möchte ich nicht sagen das du mit deiner Annahme falsch liegst o.ä. sondern nur darlegen was man letzendlich an Informationen auswerten und als Bewertung überhaupt sinnvollerweise heran ziehen kann.

Letzendlich gilt folgendes:
1.) zufällige Passwörter sind der Maßstab an dem wir uns orientieren müssen
2.) die annerkannten Sicherheitsschranken für Zufallspasswörter sind unsere Bewertungsgrundlage, dh. also zb. > 128 Bits bei symmetrischen Verchlüsselungen. Diese Schranken sind durch Mathematiker errechnet.
3.) je weniger zufällig desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine Semantik, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Wörterbuchangriffe bzw. Angriffe mit bekanntem Wissen
4.) Entropie ist ein Maßstab für Zufälligkeit
5.) ergo: Entropie kann als primäres Kriterium für die Bewertung heran gezogen werden (neben der Länge des Passwortes)

Welche Gewichtung man benutzt zwischen Entropie, Länge usw. des Passwortes ist reine Erfahrungssache und du wirst darüber meiner Kenntnis nach nichts an Material im WEB finden (ausser pauschalen Aussagen). Nun, exakt diese Gewichtung der Faktoren innerhalb der Geamtbewertung der Qualität ist es die in deinem Falle so "unlogische" Resultate erzeugt. Gebe mir eine bessere Gewichtung die du eventuell an Hand von Fakten auch math. beweisen kannst.

Gruß Hagen
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