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Progman

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Delphi 10.1 Berlin Starter
 
#51

AW: Delphi am "Ende"?

  Alt 6. Jan 2011, 12:31
Auch hier möchte ich mal meinen Senf (basierend auf meiner persönlichen Erfahrung) dazugeben.
Ich hatte damals Borland-Delphi. Der Abwärtstrend begann, als es plötzlich hieß "Borland ist jetzt Inprise". Warum warf man einen international geachteten und bekannten Namen weg? Viele konnten das nicht verstehen und auch nach dem Rückbenennen blieb Skepsis.
CodeGear konnt zwar den Trend nochmal stabilisieren, aber solche Werbeaktionen wie "Delphi for Dummies", wo der Eindruck vermittelt wurde, dass jeder Ahnungslose mit Delphi Superprogramme machen könne (was ja in gewissem Umfang sogar zutraf), brachte Delphi einen negativen Ruf ein. Es entstand der Eindruck, dass Delphi-Programmierer gar keine richtigen Programmierer sind, sondern sich ihre Programme einfach zusammenklicken. Viele kennen sicher noch das typische Outfit von Programmen, die mit TurboPascal für Windows gemacht wurden (Buttons, Messageboxen). Ähnlich war es ja dann auch bei Delphi. Ein Schlüsselerlebnis für mich war, als mein Chef irgendwoher ein Programm hatte, das er öffnete und ausrief "oh, Delphi!". Es war halt ein übliches, in der IDE zusammengeklicktes "Standardprogramm", das auf den ersten Blick auch als solches zu erkennen war. Da fasste ich den Entschluss, meine Programme "anders" zu machen
Seitdem verzichte ich weitgehend auf Komponenten, die meiner Meinung nach eh zu viel Overheadcode erzeugen, der für die Funktion des Compilats gar nicht nötig ist.
Ich begann, mir viele Classes selbst zu machen. TMainMenu ist bei mir regelrecht verpönt. Es finden sich dafür meist bessere und optisch ansprechendere Lösungen. Ich habe mir z.B. verschiedene Button-Classes gemacht auf PNG-Basis, die zweizeilige Captions haben können, wo ein Schatteneffekt der Caption einschaltbar ist und der Button (und seine Glyphen) aus verschiedenen PNG-Bildern bestehen.
Allein damit lässt sich eine Anwendung optisch wesentlich aufpeppen.
Aber zurück zum Thema:
Die viel gepriesene RAD-Entwicklung war meiner Meinung nach mit die Ursache, dass für Delphi ein Abwärtstrend entstand. Wer möchte schon gern als "ich klick mir einfach alles zusammen"-Programmierer bezeichnet werden?
Dann kamen die Querelen bei CodeGear beim Übergang zu Emba....dingens. Das gab dem Abwärtstrend einen erneuten Schub. Davon wird sich das Delphi, wie wir es kennen, wohl nicht mehr erholen.
Natürlich wird noch einige Jahre von vielen in Delphi programmiert werden. Von mir ja auch
Aber ich nutze die IDE nur noch zum Code schreiben. Classes erzeuge ich meist zur Laufzeit und den Objectinspector brauche ich nur noch ganz selten. Und ich denke, meine Anwendungen sind optisch einigermaßen ansprechend und man sieht nicht gleich, dass sie in Delphi geschrieben wurden
Ich glaube auch, dass bei jedem Produkt oder auch Firma es nicht nur bergauf gehen kann. Irgendwann ist der Gipfel erreicht, es geht nicht mehr höher, sondern erstmal wieder bergab. IBM hat das durch, Delphi hat das durch, bei Microsoft wird es auch irgendwann passieren, und dann liegt es am Management, wie mit dem Abstieg umgegangen wird und ob man sich doch wieder auf einer Geraden weiterbewegt oder mit einem anderen Produkt wieder den Berg besteigt bis zum Gipfel
Wie die Puhdys mal sangen "...jedes Ding hat seine Zeit...".
In diesem Sinne
Karl-Heinz
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Aussenstruktur sollten sich von der Translation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren!
(Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen)

Geändert von Progman ( 6. Jan 2011 um 12:34 Uhr)
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