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Furtbichler
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#12

AW: Technikwahn... Pro/Contra

  Alt 2. Sep 2012, 11:03
Der Technikwahn wird uns alle überrollen. Also nicht mich, denn ich bin zu alt, aber meine Kinder treffen sich schon nicht mehr auf dem Bolzplatz, sondern bei Facebook.

Ein Kumpel meines Sohnes kommuniziert mit seiner Mutter über Facebook ("Essen ist fertig, kommst Du?").

Das mit dem Kühlschrank wird in einigen Jahren, oder vielleicht Jahrzehnten, Wirklichkeit werden. Derzeit sträubt sich die Gesellschaft (also wir), uns von der Technik total vereinnahmen zu lassen. Aber unsere Kinder, bzw. die nächsten Generationen sind da schon abgehärteter.

Das Einkaufen wird lästig, schon heute bestellen wir Waren von der Couch aus. Es ist ja so bequem. Die neueste Business-Idee sind doch wirklich Online-Supermärkte mit ausgeklügelterem Lagerkonzept, um auch frische Ware vorrätig haben zu können.

In ein paar Jahren dann, wenn die Logistikkette funktioniert, werden wir also, weil wir ja so gar keine Zeit mehr haben, unser Fressen online bestellen und der nächste Schritt wird sein, das man den Online-Store mit dem Kühlschrank verbindet und die Einkaufsliste direkt dort pflegt. Ist ja auch naheliegend und sooo bequem.

Wir streben nach weniger Arbeit: Wir wurden seßhaft, weil es einfacher war, unser Essen anzubauen, anstatt sammeln und jagen zu gehen. Wir erfanden das Rad, um einfacher und schneller zu transportieren. Die Dampfmaschine, um einfacher und schneller vorwärts zu kommen usw.

Dieser Trend wird sich fortsetzen und ich befürchte, wir enden so wie die Menschen in dem (ansonsten kitschigen) Film Wall-E.

Ich will jedenfalls meine Einkäufe nicht missen: Ich kann kein gutes Gemüse oder Fleisch im Internet bestellen, denn ich sehe und rieche es nicht.

Meiner Frau z.B. ist das aber egal, die geht zum Supermarkt und packt einfach "Tomaten" ein, weil wir Tomaten brauchen. Oder packt "Parmesankäse" ein, weil der in der Kühltheke im Sonderangebot war. Das der nach Kreide schmeckt, ist ihr egal bzw. merkt sie es erst, wenn wir das Zeugs über die Nudeln reiben.

Qualität ist uns (der Gesellschaft) egal, denn es bedeutet ja Aufwand, Qualität zu finden. Und da wir ja soooo wenig Zeit haben, können wir uns das einfach nicht mehr leisten. Wir essen Fertiggerichte (TK, Dose, Pülverchen) aus dem gleichen Grund. Zum Bäcker gehen? Nö, TK-Brötchen tun es doch auch. Usw. Usw.

Und das alles nur, um mehr Freizeit zu haben. Die Technik bzw. die Industrie hilft uns dabei, indem sie uns das Einkaufen, Putzen, sich mit Freunden treffen usw. abnimmt. Sie zeigt uns, wie wir Zeit sparen können, um noch mehr Freizeit zu haben, in der wir dann unsere "Freunde" im Internet "liken" müssen, und das ist totaaal stressig, weswegen wir hechelnd jeder Zeitoptimierung hinterherrennen und schließlich doch dem bestellenden Kühlschrank verfallen und unsere Autonomie bezüglich der Nahrung komplett abgeben.

Übrigens: Wenn der Kühlschrank bestellt, dann kennt er ja das Mindesthaltbarkeitsdatum der Produkte, denn das übermittelt ihm ja der Onlinesupermarkt, und schlägt gleich noch Sonderangebote vor, oder das neueste "Ich koch und ess mich von alleine"-Gericht, denn selbst für das Essen haben wir ja keine Zeit mehr. Infusionen während des Powernappings tun es doch auch (Schlafen? Dauert zu lange, keine Zeiiiit.

So, jetzt muss ich aber dringend meine Intensivhyperventilierungsenstpannung machen, es ist Sonntag, aber ich habe so wenig Zeeiiit.
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