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Furtbichler
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#13

AW: Code Analyse von (semi) Profis

  Alt 2. Jun 2013, 09:20
10 Programmierer, 20 Meinungen. Alle gleichwertig. Hier ist meine:

Wenn Du wirklich blutiger Anfänger bist, ziehe ich meinen Hut. Das ist -für dein Level- richtig gut lesbarer Code.

Aaaber

Ich würde aus DOSBOXCAE2000Uninstall erst einmal ein Record machen. Dann ist der Name zwar schön lang, aber mir sagt er nix. Wenn er Dir bzw. demjenigen, der das Programm kennt, etwas sagt: Gut. Wenn nicht: Umbenennen.

Zitat:
Einrückung/Ausrichtung von Variablentypdefinitionen...
Eigentlich ist es zweitrangig, von welchem Typ die Variablen sind. Wenn ich es wissen möchte, gehe ich mit dem Cursor rauf.
Zitat:
...und fördert die schnelle Erfassung sowohl des Namens als auch dessen Typ.
Wenn der Variablenname sehr weit von der Deklaration entfernt ist? Das Auge muss ja mühsam versuchen, beim nach-rechts-blicken in der gleichen Zeile zu bleiben.

Variablen- und Typbezeichnungen tabellarisch anzuordnen sieht vielleicht 'ordentlich' aus, aber gut bzw. lesbar bzw. 'schnell erfassbar' ist das nicht.

Zitat:
wobei ich den Typ (meist) auch durch die ungarische Notation bereits am Beginn des Variablennamens erkennen kann. Dadurch brauche ich beim Lesen von Quelltext nicht mehr bei der Deklaration nachschauen, von welchem Typ eine Variabel ist.
Siehe oben: Die ungarische Notation war bei C sinnvoll, da implizite Typkonvertierungen schnell zu Programmfehlern führte und als die IDE in etwa den Funktionsumfang von Notepad hatte, aber heutzutage braucht man das nicht mehr. Und da Code imho lesbar wie ein (englisches) Buch sein sollte, ist Code wie
if (hmHuman.dwMode=mdHungry) then nicht wirklich besser lesbar, als z.B. if (Human.Mode=Hungry) , wobei ich hier eher schreiben würde if Human.IsHungry . Zum Verständnis der Funktionsweise einer Methode ist es unerheblich, von welchem Typ eine Variable ist. Nebenbei: Was passiert, wenn sich der Typ doch mal ändert? Dann muss ich über Refactoring den Namen überall ändern. Was für eine überflüssige Arbeit.

Jede zweite Zeile würde ich auch nicht kommentieren. Wenn man Programmzeilen kommentieren muss, dann packt man sie in eine eigene Prozedur, der man einen aussagekräftigen Namen gibt.
Delphi-Quellcode:
 // Neuere Version ist installiert
   Result := (SetupMajor > SavedMajor)
          or ((SetupMajor = SavedMajor) and (SetupMinor >= SavedMinor));
   // Gleiche Version ist bereits installiert
   ResultAktuelleAppFound := (SetupMajor = SavedMajor)
                          or ((SetupMajor = SavedMajor) and (SetupMinor = SavedMinor));

   // Ermitteln und Umformen des Deinstallationspfades
   RegQueryStringValue(HKLM,'
{#UNINSTKEY}
',
Ich würde das so schreiben
Delphi-Quellcode:
Result := NewerVersionIsInstalled();
ResultAktuelleAppFound = SameVersionIsInstalled();
DOSBoxCAE2000Uninstall.ExtractPath();
Das ist für mich lesbarer und kommt ganz ohne Kommentare aus. Wenn ich wissen will, was z.B. 'ExtractPath' macht, navigiere ich eben rein. Aber um die eigentliche Funktion 'IsSetupNew' zu verstehen, ist es unerheblich, ob der Pfad in der Registry steht oder nicht. Nebenbei: Heißt es nun 'Deinstallation' oder 'Uninstall'?

Dann (eigentlich als Erstes) würde ich -wie Frank schon gesagt hat- die Routinen in kleinere Routinen aufteilen. Jede Einzelroutine macht genau ein Ding und sie heißt dann auch so. Und -schwupps- sind Kommentare im Code überflüssig. Delphi unterstützt dich hier durch die 'Refactoring-Extract Method' Funktion.

Prozeduren/Funktionen würde ich auch nicht kommentieren, denn so ein Kommentar wird selten mitgepflegt. Und überflüssig ist er auch:
Delphi-Quellcode:
// Entschlüsselung der Versionsnummer
function DecodeVersion(const dwMajor, dwMinor : dword) : string;
...
// Versionsabgleich der vorhandenen Installation zur neuen Installation
function IsSetupNewer : boolean;
Wozu dient dieser Kommentar? Wo ist der Mehrwert ggü dem Funktionsnamen? Wieso kommentiere ich in deutsch, verwende jedoch englische Bezeichner? Dann kommentiere ich nicht, sondern übersetze für deutsche Leser. Und wenn ich eh nur deutsche Leser/Programmierer im Fokus habe, wieso verwende ich dann englische Bezeichner? Entscheide dich für eine Sprache. Und zwar für eine, die Du gut beherrscht. Wenn Du meinst, kommentieren zu müssen, formatiere den Code um, bis er lesbar ist.

Ein generelles Wort zu Kommentaren: Kommentare sind fast immer böse, sinnlos, müllen den Code zu und sind zudem auch noch falsch.

Böse sind sie, weil sie einem etwas erklären wollen, was i.a. sowieso nicht (mehr) stimmt.
Sinnlos sind sie, weil sie Dinge erklären, die eh da stehen (Code). Wenn der Code so kompliziert ist, das man ihn kommentieren muss, dann schreibt man ihn eben leserlich, sodaß man ihn nicht kommentieren muss.
Falsch sind Kommentare deshalb, weil sie spätestens bei der 3.Änderung nicht mehr nachgepflegt werden.

Man benötigt keine Kommentare, um Code zu erklären. Ja gut. Fast keine. Also: Man benötigt fast nie Kommentare.
Ausnahmen: Quellenangaben, Gesetzesbestimmungen (Copyright, aber auch Implementierungsdetails, MWST-Rechnung etc.), Anmerkungen zum verwendeten Verfahren u.ä.

Delphi-Quellcode:
// Sorts the list using Quicksort
Procedure TMyThing.Sort();
Ist also doch besser als (es gilt ja auch: Implementierungsdetails verbergen, d.h. nicht in den Bezeichner packen)
Delphi-Quellcode:
//
Procedure TMyThing.QuickSort();
Abschließend noch ein Wort zu 'Tabs', 'Leerzeichen', 'Einrückung' generell: Da jeder einen Code-Beautifier in seiner IDE oder seinem Portfolio (=externes Tool) haben sollte, ist jegliche Diskussion darüber imho überflüssig. Wenn mir der Code nicht gefällt, drücke ich auf Ctrl+D (bei mir formatiert das den Code) und schon bekomme ich keinen Augenkrebs mehr. Ich muss mich mit dem Autor nicht streiten, ob nun Tabs oder Leerzeichen besser sind, oder das 'begin' eingerückt wird oder nicht oder auf einer eigenen Zeile steht oder nicht und ob Typdeklarationen untereinanderstehen. Nein. CTRL+D löst alle dies Probleme.

Nur eines ist wichtig (zig mal gesagt): Wenn Du im Team arbeitest, sollte alle die gleichen Einstellungen im Beautifier vornehmen. Code wird aber nicht ständig formatiert, sondern nur in 'Beautifier-Sessions'. Wieso? Wenn ich Codeänderungen in meiner Versionsverwaltung prüfe (Welche Codezeilen wurden denn in der Klasse XY verändert), geht der Bugfix unter, wenn gleichzeitig der Code mal wieder aufgehübscht wurde. Denn dann zeigt mir mein CVS alle Zeilen als 'verändert' an.

Also: Code wird hübsch, indem er lesbar, d.h. verständlich wird. Lesbar und Verständlich wird er, wenn man die für das Verständnis unerheblichen Teile versteckt, z.B. durch Verlagerung in kleine private Methoden mit einem verständlichen Namen.
Kommentare sollten überflüssig sein, bzw. knete deinen Code so lange, bis sie überflüssig werden, denn die Dinger altern schneller als eine Banane.

Einrückung etc. ist wie Make-Up. Kann man mal eben raufklatschen, aber 'hübscher' wird der Code dadurch auch nicht.

Geändert von Furtbichler ( 2. Jun 2013 um 09:22 Uhr)
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