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JamesTKirk

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FreePascal / Lazarus
 
#13

AW: Warum geht das eigentlich nicht?

  Alt 20. Jul 2014, 11:24
Weil der backing store ein privates Feld sein muss und nicht die Property eines privaten Feldes.
Interessanterweise geht sowas aber mit einem Record, wenn man beim read wieder ein Feld des Records anspricht. Und mit privat oder nicht hat das auch nichts zu tun.

Offenbar möchte der Compiler das direkt auslösen können. Das ist bei einer Klasseninstanz, die ja erst zur Laufzeit erzeugt wird, aber nicht möglich.
Der Unterschied zwischen der Verwendung eines record (oder auch eines object ) zu einer Klasseninstanz ist, dass bei ersterem das komplette Record Teil des für die Klasse alloziierten Feldbereichs ist. Bei letzterem ist nur der Zeiger auf die Klasseninstanz Teil des Feldbereichs. Das sieht man auch sehr schön, wenn man TObject.InstanceSize verwendet:

Delphi-Quellcode:
program tinstancesize;

{$apptype console}
{$ifdef fpc}
  {$mode objfpc}
{$endif}

type
  TTestRec = record
    Foo: LongInt;
    Bar: Int64;
    Blubb: Boolean;
  end;

  TTestClass1 = class
    Rec: TTestRec;
  end;

  TTestClass2 = class
    Obj: TObject;
  end;

begin
  Writeln(TTestClass1.ClassName, ': ', TTestClass1.InstanceSize);
  Writeln(TTestClass2.ClassName, ': ', TTestClass2.InstanceSize);
end.
Ausgabe:

Code:
TTestClass1: 32
TTestClass2: 8
Der Compiler kann nun also das Felder im Record direkt über einen Offset addressieren, während er bei einer Klasseninstanz eine Methode generieren müsste, um den Zugriff über die RTTI nicht allzu kompliziert zu gestalten, da man das ja beliebig tief schachteln kann:

Delphi-Quellcode:
program trecprop;

{$apptype console}
{$ifdef fpc}
  {$mode objfpc}
{$endif}

type
  TTestRec1 = record
    Foo: LongInt;
  end;

  TTestRec2 = record
    Bar: TTestRec1;
  end;

  TTestClass = class
    Rec: TTestRec2;
    property Foo: LongInt read Rec.Bar.Foo;
  end;

begin

end.
Natürlich kann man sich heute schon einen Getter schreiben, aber die Frage ist doch: warum kann der Compiler das denn bitteschön nicht für mich machen?
Der Compiler könnte das durchaus machen, doch beim Zugriff auf einen Klassenzeiger ergibt sich ein Problem, dass sich bei einem Record nicht gibt: was, wenn der Klassenzeiger Nil ist? Ich mein, klar, der Compiler könnte entweder die Access Violation einfach durchlassen oder aber einen speziellen Exceptiontyp auslösen, aber wann rechnet man als Verwender der Klasse mit sowas? Der Sinn von Properties ist, dass man als Entwickler der Klasse sehr leicht die Implementierung der Property ändern kann (zum Beispiel von nem Feld zu nem Getter) ohne, dass es der Verwender großartig bemerkt (natürlich generiert der Compiler dann anderen Code, aber der Quelltext ändert sich nicht). Bei solchen automatisch generierten Gettern käme dann auf einmal ein neuer Exceptiontyp hinzu, mit dem man nicht unbedingt rechnet, vielleicht nicht nur als Benutzer nicht, sondern auch als Entwickler nicht.

Noch eine weitere Anmerkung zum Schluss: wer vor dem Performanceoverhead durch den Getter "Angst" hat, der soll doch einfach Inline verwenden:

Delphi-Quellcode:
program tinlinegetter;

{$ifdef fpc}
  {$mode objfpc}
{$endif}

type
  TTestClass1 = class
    Foo: LongInt;
  end;

  TTestClass2 = class
    Bar: TTestClass1;
    function GetFoo: LongInt; inline;
    property Foo: LongInt read GetFoo;
  end;

function TTestClass2.GetFoo: LongInt;
begin
  Result := Bar.Foo;
end;

var
  t: TTestClass1;
  i: LongInt;
begin
  i := t.Foo;
end.
(Hinweis: Kompilat nicht ausführen, da t und Bar nicht initialisiert sind!)

Zumindest FPC optimiert hier durch das inline den gesamten Call weg:

Code:
.section .text
        .balign 16,0x90
.globl PASCALMAIN
        .type  PASCALMAIN,@function
PASCALMAIN:
.globl main
        .type  main,@function
main:
.Lc6:
# Temps allocated between ebp+0 and ebp+0
# [26] begin
        pushl  %ebp
.Lc8:
.Lc9:
        movl   %esp,%ebp
.Lc10:
        call   FPC_INITIALIZEUNITS
# [27] i := t.Foo;
        movl   U_P$TINLINEGETTER_T,%eax
        movl   4(%eax),%eax
        movl   4(%eax),%eax
        movl   %eax,U_P$TINLINEGETTER_I
# [28] end.
        call   FPC_DO_EXIT
        leave
        ret
.Lc7:
.Le1:
        .size  main, .Le1 - main
Im Vergleich dazu der generierte Code ohne inline
Code:
.section .text
        .balign 16,0x90
.globl PASCALMAIN
        .type  PASCALMAIN,@function
PASCALMAIN:
.globl main
        .type  main,@function
main:
.Lc6:
# Temps allocated between ebp+0 and ebp+0
# [26] begin
        pushl  %ebp
.Lc8:
.Lc9:
        movl   %esp,%ebp
.Lc10:
        call   FPC_INITIALIZEUNITS
# [27] i := t.Foo;
        movl   U_P$TINLINEGETTER_T,%eax
        call   P$TINLINEGETTER_TTESTCLASS2_$__GETFOO$$LONGINT
        movl   %eax,U_P$TINLINEGETTER_I
# [28] end.
        call   FPC_DO_EXIT
        leave
        ret
.Lc7:
.Le1:
        .size  main, .Le1 - main
Gruß,
Sven
Sven
[Free Pascal Compiler Entwickler]
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