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Daniela.S

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Delphi XE4 Enterprise
 
#40

AW: Arbeiten in Österreich zum 'Hungerlohn'?

  Alt 12. Nov 2015, 06:56
Guten Morgen,

@Perlsau: Danke, dass du mich auf diese Diskussion aufmerksam gemacht hast. Natürlich nehme ich hier gerne Stellung und bringe Licht ins Dunkel.

Ich bin überrascht, welch Aufregung dieses Inserat entfacht. Inserate aus Österreich sind hier selten und ich nehme an, die gesetzlichen Gegebenheiten, die solche Inserate betreffen, sind euch nicht bekannt.

In Österreich ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Mindestgehalt ausgewiesen werden muss. Mindestgehalt ist, wie der Name schon sagt, die Grenze nach unten (nach oben gibt es in dem Inserat keine Grenze), darunter darf man nicht entlohnt werden.

Der Kollektivvertrag ist eine Vereinbarung zwischen den Gewerkschaften und den Unternehmen. Da sich Unternehmen normalerweise nicht schon im Vorfeld auf die Höhe des Gehaltes festlegen, ohne den Bewerber und seinen Qualifikationen zu kennen, wird bevorzugt der vereinbarte Kollektivvertrag angegeben.

Das betreffende Unternehmen ist im Handel tätig und unterliegt daher gesetzlich dem Kollektivvertrag für den Handel. Den jeweils gültigen Kollektivvertrag kann man sich nicht aussuchen. Auf den betreffenden Vertrag wird auch im Inserat hingewiesen. Der angegebene Mindestverdienst entspricht daher dem vereinbarten im Kollektivvertrag des Handelsgewerbe. Im IT-Kollektivvertrag ist das Mindestgehalt geringfügig höher, aber es handelt sich eben um ein Handelsunternehmen.

Es gibt natürlich auch Unternehmen, die einen Gehaltsrahmen mit Ober- und Untergrenze angeben und sich dabei festlegen. Ich kann euch versichern, dass, wenn eine Grenze nach oben angegeben wird und ihr mehr verlangt, ihr den Job garantiert nicht bekommt. Hier ist die alleinige Angabe einer Untergrenze deutlich zu bevorzugen.

In Österreich werden weiters ein 13. und 14. Monatsgehalt (auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld genannt) ausbezahlt. Diese sind zwar nicht steuerfrei, aber geringer besteuert. Mein Mann ist aus Bayern. Er verdient in Österreich monatlich weniger als in Deutschland, aber jährlich gesehen durch die beiden Monatsgehälter in Summe mehr.

Ich kann euch versichern, dass niemand in diesem Bereich zum vereinbarten Endgeld laut Kollektivvertrag arbeitet.

Im Inserat steht "deutliche Überzahlung des kollektivvertraglichen Mindestgehalts". Es sollte daher doch offensichtlich sein, dass das tatsächliche Endgeld höher liegt?

Um wie viel? Nun, das tatsächliche Gehalt ist von mehreren Faktoren abhängig:
  • Ausbildung (Studium, Kurse, etc)
  • Qualifikationen
  • Erfahrungen
  • Persönliche Skills
  • und schliesslich auch das eigene Verhandlungsgeschick

Niemand verhungert hier! Falls ihr doch der Meinung seid, dann könnt ihr mir gerne ein Carepaket mit etwas Schoki schicken


Noch etwas persönliches:
Ich bin seit 20 Jahren in dem Unternehmen tätig und ich kann euch versichern, es ist ein innovatives Unternehmen und eine Bewerbung lohnt sich! Es haben sich bereits einige Beworben. Ich kann euch wirklich nur raten, nützt die Chance in einem sicheren Weltkonzern abwechslungsreiche und interessante Aufgaben zu übernehmen. Und Delphi Kenntnisse braucht man dafür

Geändert von Daniela.S (12. Nov 2015 um 07:02 Uhr)
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