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TiGü

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Delphi 10.4 Sydney
 
#10

AW: Wie viel Vielseitigkeit als Entwickler ist zuviel?

  Alt 27. Mai 2020, 08:51
Mir fehlt in der bisherigen Diskussion die Betrachtungsweise für das jeweilige Fachgebiet, für das die Software geschrieben ist.
Oftmals muss man als Softwareentwickler ganz tief verstehen, wofür ein "Produkt" gut ist, was und wie es etwas tut und wie man es erweitern kann.

Klar, wenn man seit 20 Jahren - womöglich bei der gleichen Firma - nur z.B. Buchhaltungssoftware schreibt (ohne das jetzt abwerten zu wollen), dann hat man irgendwann alles gesehen und gelernt und hat dann ggf. Zeit und Lust sich in seiner Freizeit mit interessanten Konzepten von Interpreter-Sprachen zu beschäftigen.

Aber bspw. war ich in den letzten 10 Jahren in vier komplett verschiedenen Branchen unterwegs.
Neben den reinen Wissen, welches für die Softwareentwicklung notwendig ist (Grundlagen und Spezialisierungen in so Themen wie Programmiersprache(n), Entwicklungsumgebungen, Frameworks, Betriebsysteme, Netzwerke, Hardware, usw.), musste ich mir immer - zum großen Teil selbst - den fachlichen Kontext drauf schaffen.
Das zieht viel Zeit und Energie. Daneben gibt es ja noch ein Privatleben und Familie.

Versteht mich nicht falsch. Ich versuche eine Vielzahl von Blogs, Artikeln und Büchern zumindest zu überfliegen, schaue mir GitHub-Repositories an, weil man von fremden Quelltexten viel lernt (gerne auch C- und C++-Projekte wie ReactOS oder Wine) und versuche in Delphi auf den neusten Stand zu sein.
Aber um mich jetzt noch mit exotischen Sprachen und Frameworks intensiv zu beschäftigen, die ich auf Arbeit auf absehbarer Zeit nicht brauchen werde, dafür fehlt mir oft die Muße.

Zum Abschluss noch ein polemisches Zitat, was ich allgemein unterstütze, aber damit nicht Foristen hier meine:

Zitat von Felix von Leitner:
Es ist besser, in einer Sprache richtig gut als in 20 Sprachen Anfänger zu sein.
Denkt da ruhig mal aus Sicht eines HR-Menschen drüber nach. Stellt euch vor, ihr seit der Headhunter, und ihr wäret mit einem Lebenslauf konfrontiert, bei dem jemand ein paar Applets (das klingt schon von alleine mittelmäßig und irgendwie abwertend) in Java gemacht hat, der gerade Windows Forms in Visual C# zusammenklicken lernt, der ein paar dynamische Webseiten mit PHP gemacht hat.

Für was für einen Job soll so jemand denn bitte qualifiziert sein?

Zum c't Lesen?

Anspruchsvolle Jobs kann man so jemandem doch gar nicht geben!
Wer sich nur oberflächlich mit Sachen beschäftigt, der wird auch nur oberflächliche Jobs bekommen. Was für eine grauenvolle Vorstellung…

Insofern: setzt euch hin, sucht euch etwas aus, das ihr am besten noch nicht kennt, und arbeitet euch richtig tief ein.
Nehmt euch dafür ein paar Monate. Hört erst auf, wenn ihr das Gefühl habt, selbst der Erfinder der Sache könnte euch nichts wirklich überraschendes mehr dazu erzählen.
Solche Leute braucht das Land, nicht noch mehr Visual Basic Pfuscher.
https://blog.fefe.de/?ts=bda79e3f
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