Thema: Delphi vs. C#

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Bbommel

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#18

AW: Delphi vs. C#

  Alt 29. Nov 2020, 17:02
Nabend,

ich bin zwar ein bisschen zu spät zur Party, aber es juckt mir doch sehr in den Fingern, zu dem Thema noch etwas zu schreiben (auch wenn wir natürlich ähnliche Themen immer wieder in der Vergangenheit hatten).

Gibt ja zwei Fragen:

Zitat:
1. Stimmt das?
Ich würde dem Lehrer (und manch anderen, die schon geantwortet haben) hier widersprechen wollen. Gerade in den spätern Nullern hatte Delphi etwas den Anschluss verloren und erst an deren Ende mit der Umstellung auf Unicode (Delphi 2009) ging es wieder los und später kamen immer mehr Features sowohl für die Sprache als auch für die RTL/VCL/FMX hinzu. Heute kann sich Delphi durchaus sehen lassen. Ich möchte das an zwei Dingen festmachen:

Zum einen an der eigenen Erfahrung. Wir erstellen eine Software zur Produktionsplanung und müssen da mit unterschiedlichsten ERP-Systemen zurecht kommen, bei denen sich auch immer viel in der Entwicklung tut. In den 14 Jahren, in denen wir das jetzt machen, hat es noch keine einzige Anforderung von Kunden oder von Softwarepartnern gegeben, die sich mit Delphi nicht problemlos umsetzen ließ. Egal, ob das Datenbank-Anbindungen waren, Verbindungen in die Cloud (REST, JSON, OAuth2, ...), komplett eigene Protokolle zur Serverkommunikation, eigene Webserver, die auf Linux laufen, oder inhaltliche Anforderungen - für vieles gibt es in der RTL schon fertige Lösungen, den Rest kann man sich gut selber bauen (oder findet noch irgendwo eine Komponente, auch heute noch).

Zum anderen, und hier geht es eher um Sprach-Features, fand ich auch einen Artikel in der c't von vor etwa einem halben Jahr sehr erhellend (c't 13/2020). Dort wurde eine ganze Reihe von Programmiersprachen verglichen (Delphi war "natürlich" leider nicht dabei) und ihre Merkmale, Stärken und auch Schwächen beschrieben. Ich habe das genutzt, um mal wieder ein bisschen über den Tellerrand zu schauen und mir die Artikel zu allen Sprachen durchgelesen. Natürlich bin ich etwas voreingenommen, aber am Ende hatte ich nicht den Eindruck, dass sich Delphi verstecken muss, im Gegenteil. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber fast jede Sprache hat ihre Schwächen oder fehlende Features, auf die die Community seit ewig wartet. Und gerade, dass Delphi eher auch ein "schweizer Taschenmesser" ist bringt es für mich eher in die Kategorie wie C/C++, aber mit viel lesbarerem und sichereren Code (okay, das war jetzt wirklich sehr gefärbt ).

Für mich ist das Fazit, dass Delphi vor allem ein Image-Problem hat (und vielleicht eine etwas zu fehleranfällige IDE).

Zitat:
2. kann ich meinem Neffen ruhigen Gewissens Delphi als zweite Programmiersprache und IDE empfehlen oder gibt es Wichtigeres zu lernen z.B Java-Script?
Obwohl ich oben so sehr für Delphi gesprochen habe, würde ich in dem Fall dann doch eine andere Zweitsprache empfehlen, wie ein paar hier ja auch schon geschrieben haben. Dafür sind C# und Delphi sonst wohl doch zu ähnlich und der Lerneffekt hält sich in Grenzen. Wie du selbst schon schreibst, könnte sich JavaScript anbieten, wenn man z.B. lernen will, wie man die Oberfläche von modernen Webanwendungen programmiert. Das wird sicherlich noch einige Jahre sehr relevant sein. Vielleicht hilft ja auch ein Blick in die oben erwähnte Ausgabe der c't, gibt es bestimmt bei Heise digital - der Artikel hatte genau das Ziel bei der Auswahl einer (weiteren) Sprache zu unterstützen.
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