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jaenicke

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#34

AW: Gendering in Jobangeboten

  Alt 30. Nov 2021, 11:50
Vielleicht wäre es anders, wenn wir in einer Welt lebten, in der die Geschlechter tatsächlich gleich berechtigt wären. Aber solange es eine gläserne Decke gibt, solange es einen Gender-Pay-Gap gibt, solange es Femizide gibt, solange sollten wir Gendern und Quoten als Optionen sehen.
Das Problem ist, dass sich daran durch das Gendern nichts ändert. Gar nichts. Die Energie wäre an anderer Stelle deutlich besser investiert.

Es ist ja nicht so, dass es keine Möglichkeiten geben würde. Aber passieren tut nicht viel, stattdessen werden sprachliche Deckmäntelchen verteilt. Die Situation ist danach zwar genauso, aber immerhin gibt es eine Berücksichtigung in der Sprache. Wow...
Für mich ist das Gendern das gleiche Niveau wie symbolischer Beifall für medizinisches Personal in der Krise statt einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Die Bezahlung ist nur ein Thema von vielen. Ich finde es nicht falsch, wenn wenig qualifizierte Hilfskräfte in der Pflege weniger verdienen. Das gilt aber auch für jede andere Tätigkeit mit wenig Qualifikation. Es sollte natürlich trotzdem spürbar mehr als Hartz IV sein, egal in welchem Beruf.
Hochspezialisiertes Fachpersonal wird hingegen in der Pflege deutlich schlechter als solches in anderen Berufen bezahlt. Und das obwohl dort z.B. körperliche Belastung, Qualifikation und Verantwortung zusammentreffen sollten.

Viel sinnvoller wäre mehr nach Qualifikation zu bezahlen als nach Tätigkeit. Das würde sowohl mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern bringen als auch handwerkliche Tätigkeiten attraktiver machen. Außerdem würde es Leistung besser belohnen. Das ist aber eben nicht einfach, da man das in einer Demokratie nicht einfach von oben verordnen kann. Deshalb wäre dazu entsprechende Forschung notwendig. Das passiert aber eben nur wenig.

Und direkt zum Gender-Pay-Gap:
Wenn bei Elternzeit dem weiter Arbeitenden das höhere Gehalt bezahlt würde (vom Staat ausgeglichen meine ich), würden auch mehr Männer die Möglichkeit haben in Elternzeit zu gehen. Wir konnten uns das damals zum Beispiel schlicht nicht leisten. Ich hätte es gerne gemacht.
Beispiel (vereinfacht netto): A verdient 2000€, B verdient 4000€ - A geht arbeiten, B in Elternzeit, dann würde A nun 4000€ bekommen während B 1800€ Elterngeld bekäme, zusammen also 5800€. Umgekehrt wären es ca. 1200€ Elterngeld und 4000€ Verdienst, also 5200€.
Auf diese Weise gäbe es einen Anreiz, dass nicht derjenige mit dem niedrigeren Gehalt in Elternzeit gehen muss.

Das sind nur Beispiele, es gibt ja noch viel mehr Möglichkeiten. Wenn man denn mehr als nur Symbolik (Gendern) möchte...
Sebastian Jänicke
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