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DSCHUCH

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Delphi 10.2 Tokyo Enterprise
 
#37

AW: Allgemeine Frage ERP Entwicklung

  Alt 22. Dez 2021, 17:42
Ich muss mal schmunzeln. Wie andere schreiben bin auch ich vor inzwischen 20 Jahren in so ein Projekt gestolpert.

Inzwischen sind wir 15 Leute. Die Software lief mittelmäßig stabil nach 5 Jahren, halbwegs stabil nach 10. Inzwischen mit ci pipelines usw sprechen wir nach 15 Jahren von stabiler Software, wo wir wirklich ausliefern können und zu 97% keine Fehler haben. Schon für Testcomplete Lizenzen haben wir letzten Monat mal wieder fast 20t€ gezahlt, das muss alles umgelegt werden. Ist bei einem Kunden alles der Wahnsinn.

Würde ich es heute nochmal machen: nein. Insb. da auch eine komplett andere Zeit ist und es vor allem inzwischen sehr viele Systeme auf dem Markt gibt. Weiterhin würde ich mit meinem jetzigen Alter und Erfahrungen weder für den Kunden, noch für mich das Risiko und die Verantwortung übernehmen, sowas macht man mit naiven anfang 20. Glück gehört auch dazu

Die Einführung eines ERP steht und fällt mit dem Berater. Egal was Du auf dem Markt aufnimmst, wenn sich Anwender und Berater nicht verstehen, fährt es vor den Baum. Die Lösung - wir machen uns selbst was. Genau. Damit wird die idR abstruse Analyse der Anforderung nochmal verschärft durch wilde Prozesse und Einmannprogrammierung.

Insb. kleine Unternehmen finden immer ein passendes ERP. Frage ist nur - traut man sich an was individuelles oder will ich den vermeintlichen Stadnard eines großen Players. Auch muss man die Ausprägung unterscheiden : ERP / Warenwirtschaft / PPS / MES. Was ist eigentlich das was ich möchte? Wo liegt meine Wertschöpfung? Ein Konzern wird A wählen, da auf Basis Controlling entscheiden wird ob 1000 Leute gehen oder nicht. Ein KMU wird eher ein PPS nehmen, da sie Geld in der Produktion verdienen und eben nicht durch Controlling. Verwaltungsrat schaut auf die Bilanz und entscheidet. Geschäftsführer Mittelstand geht an die Maschine und schaut wieso ein Teil schlecht läuft. So mal ganz grob.

Wie auch andere schreiben ist idR vieles Standard. Mehrsprachigkeit, Zollprozesse usw. das sind alles Standards. Aber komplizierte, wo man selbst nach Jahren immer wieder ins schlingern gerät, wie war das, ist das heute noch so usw.
Geschlossen, stoniert, gesperrt. Heißt Gesperrt und storniert ist geschlossen? Oder? Teilweise storiert? Ein teil der Menge gesperrt? Was heißt das für den Gesamtauftrag? Ist gesperrt werthaltig oder wertlos? Führt ein gesperrter Bedarf zu neuem Bestellvorschlag? Oder kann das Material weiter verwendet werden?
Wie sehe ich das in der Software?
Das sind idR die Details, die dazu führen das es aussagen gibt wie "finde nichts passendes".

Entscheidend ist - wie man die Werkzeuge zuschneidet und im spezifischen Ablauf geschickt und kreativ so einsetzt, dass es gut funktioniert. Mit wenig Programmierung und Anpassung (zauberwort Scripts/Customizing, grenzen sind natürlich grau). Weiterhin ist es sehr wichtig, das sich Unternehmen auch an Standards und Erfahrungswerte halten (wollen). Klar -> hundert Anwender machen X. Aber ich mache Y (idR ist dann "Haben wir immer so gemacht" das beste Argument).

Was man machen kann sind natürlich immer kleinere "wegwerfentwicklungen" die neben einem ERP stehen, weil es teilweise eben auch nicht gewünscht ist alles in komplexe Abläufe zu pressen. Beispiel: Unvollendete Produktion. Themen, wo sich der Bediener Gedanken machen müßte, was er eigentlich tut. Dann ist es manchmal besser auch einfach das komplexe System zu verlassen und eine Sonderentwicklung danebenzustellen um andere Prozesse nicht durch zu viele Fehleingaben durhc zu viele Optionen zu "verwässern".

Weiterhin schon diese Anforderung "Mehrere Datenbanken". Diesen Quatsch - Entschuldigung - höre ich alle Jahre wieder. Replikation ist idR ein Spezialfall für Banken und Konzerne und nichts für Unternehmen mit 100 Mitarbeitern. idR ist gemeint "wir wollen in 2 unterschiedlichen GmbHs oder Standorten, die dank unserem ultra gutem Internet nur mit Kabelmodem zu verbinden gehen, den gleichen Stammdatensatz nutzen". Gleiche Artikel, Materiallisten. Gleiche Lieferanten. Bei Preisen ist es idR schon spannend. Also sowas wie Mandanten. Kann man umsetzen, haben wir auch. Aber das ist dann idR spezifisch und genau zu klären was warum genau mit welchem Ziel gemacht werden soll.

Wenn Du das Projekt annimmst, schreibe mal wenigstens 5 Jahre Vollzeit auf die Preisliste. Mit 50% Funktionsumfang im Detail (aber ganz grob sollte es dann funktionieren). Plus das es dann - wenn Du mal weg bist weggeworfen werden kann. Plus das es dann auch ein erster Prototyp ist - den Du zu 99,9% auch selbst wegwerfen willst und nochmal neu anfangen möchtest mit den dann vorhandenen Erfahrungen.

Alternativ: nimm ein open Source und schraube da dran rum, da hast Du wenigstens die Basics schonmal drin.



VG.
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