Es ist schwer das zu beurteilen, wenn man lange nicht mehr über den Tellerrand geschaut hat.
Ich will Delphi nicht schlecht machen, und ich denke es ist immer noch eine gute Wahl für das, was der Produktname verspricht "Rapid Application Development": Prototyping, quick & dirty (kein Wortwitz beabsichtigt). Je länger das Projekt dauert, umso komplexer es wird, umso mehr tut es weh.
Das ist die Erfahrung die ich in den letzten 10-12 Jahren mit Delphi mehrfach gemacht habe. Wir verwenden es weiterhin, um die alten Anwendungen weiter auszubauen und zu supporten, aber mittlerweile sind Neuentwicklungen generell in Rust + Web-Frontend. Warum? Weil
Integration 100 mal besser ist:
- Auf Hosting-Platformen wie z.B. Github können Dinge wie der Depandabot automatisch auf bekannte Sicherheitsprobleme von Abhängigkeiten hinweisen.
- Oder die Unit-Tests oder Benchmarks durchlaufen lassen und direkt ankreiden, wenn durch die Änderungen einem Pull-Request die Performance schlechter werden würde (oder Tests fehlschlagen).
- Der Compiler sagt direkt, ob die Code-Dokumentation inhaltlich richtig ist, denn er führt die Beispiele aus und prüft sie
- Zur Compile-Zeit kann OpenAPI-konforme API-Doku generiert werden, die mit echtem Code arbeitet und wieder prüft, ob alles stimmt
- Selbst der in die Sprache integrierte Linter gibt mir Vorschläge wie "Benenn deine Methode doch um, weil dann wird klarer, dass die Daten so und so verarbeitet werden". Währenddessen sagt Delphi mir bei gefühlt jedem 10. Druck auf Strg+F9 "Internal Error L-1234".
- Ich kann auf meinem Ipad in der Sonne sitzen und habe eine IDE die immer noch 10 mal besser funktioniert als das RAD Studio.
- (...)
Bei Delphi beschäftige ich mich, je länger das Projekt dauert, gefühlt immer mehr mit dem "Drumherum" als mit dem eigentlichen Code. Das ist aufgrund des harten "Vendor Lock-Ins" bei Delphi gleich doppelt schlimm, weil man halt an diese eine
IDE und Compiler und Debugger gefesselt ist, und nicht weg kann. Bei anderen Lösungen (wie z.B. Rust) brauche ich aus dem Stand erst einmal deutlich länger, aber auf lange Sicht fahre ich damit echt besser.
Delphi ist ein Sprinter, andere Lösungen sind oft eher Marathon-Läufer. Man muss das richtige Tool für die richtige Aufgabe verwenden.