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CalganX

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#479

Re: Zunehmende Überwachung in Deutschland

  Alt 3. Aug 2007, 16:35
Hi malo,
hm, also ich würde gerne einen Attentäter hinter Gitter haben, bevor er neben mir eine Bombe in die Luft jagt. Aber wenn dir dein Leben in der Hinsicht nicht lieb genug ist, bitte.

Natürlich darfst du dir selber aussuchen, mit wem du dich abgibst. Keine Frage. Aber ehrlich, wenn dein Freundeskreis zum Großteil aus fundamentalistischen Moslems besteht, die den heiligen Krieg führen und am Besten gleichen noch einen islamischen Staat in Europa gründen wollen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass du vollkommen ablehnend gegenüber solchen Ideologien bist. Und wenn doch, dann liegt es irgendwo an dir, dass du nicht immer "Ja, tolle Idee!" schreist und es eigentlich gar nicht so meinst und dich somit doch wieder verdächtig machst.
Und wenn du jetzt wieder den beliebten Kurnaz-Fall anführen möchtest, tu das. Ich kenne die Beweislage und die Vorgänge nicht. Wenn du das tust, schön. Meiner Meinung nach, vergleichst du hier aber Äpfel mit ganz verschiedenem Obst: Kurnaz ist ein Beispiel für die mangelnde Moral und das mangelnde Verantwortungsbewusstsein der Amerikaner, die einen Deutschen - soweit ich weiß illegal - festgenommen und -gehalten haben. Dass deutsche KSK-Soldaten ihn gefoltert haben, ist meines Wissens noch nicht erwiesen (und hier gilt genauso, wie überall anders auch in dubio pro reo) und dass Deutschland es versäumt hat, ihn freizukaufen oder die Freilassung zu fordern, ist ebenso wie eine mögliche Folter gar nicht mehr Gegenstand der Diskussion um Überwachung.

Und auf deine Aussage in der Shoutbox möchte ich auch nochmal zurück kommen:
Zitat:
Und weil die USA es so toll vormachen machen wir direkt nach... So Schäubles fordern nämlich das Töten von Verdächtigen oder längere Knastaufenthalte für Verdächtige.
Ich habe das durchaus mitbekommen. Allerdings musst du beachten, dass a) Schäuble dafür auch Kritik geerntet hat und zwar nicht zu knapp, dass b) Schäuble bereits gesagt hat, dass er da missverstanden wurde (was heißt, dass er diesen Vorschlag als solchen nicht im Bundestag einbringen wird, aber nicht heißt, dass er es nicht doch so gemeint hat), dass c) dieser Vorschlag m.E. (und ich bin nicht der Einzige mit dieser Meinung) nur dazu diente, um zu zeigen "Hey, ich kann sogar noch einen drauf setzen".
Versteh mich bitte nicht falsch: ich halte den Posten des Innenministers nicht erst seit dieser Regierung vollkommen fehlbesetzt, doch sollten wir mal "Butter bei die Fische tun" und auf dem Boden der Tatsachen und des Realistischen bleiben, denn die Überwachung von Verdächtigen durch V-Männer ist keine neue Sache. Und wenn du jetzt Angst bekommst, aus den Gründen, die du angeführt hast, dann hat das ohnehin nichts mehr mit der Online-Überwachung zu tun, sondern ist eine grundsätzliche Angst gegenüber der Exekutive. In einem solchen Fall solltest du dir überlegen auszuwandern - vielleicht in ein Land, in dem der Staat sowieso überall seine Finger im Spiel hat, wie Russland.


@Phoenix: Dass Moslems jetzt erhöhtes Misstrauen entgegengebracht wird, ist nicht weiter verwunderlich. Es ist nunmal Fakt, dass die Attentäter hinter dem 11. September Moslems waren und die ganze terroristische Bedrohung, um die sich die ganze Diskussion dreht, aus dem islamischen Kulturkreis kommt. Das hat viele Gründe, die du in vielen Essays von diversen Soziologen wieder finden wirst (ich hatte da mal ein sehr Gutes, aber ich finde den Link gerade nicht mehr). Im Wesentlichen sind das die gleiche Gründe, aus denen im Mittelalter Juden verfolgt wurden: es stoßen zwei grundverschiedene Kulturen aufeinander, die beide fest von ihren Werten und Normen überzeugt sind. Das führt zwangsläufig zum Konflikt. Du wirst auch keine harmonische Beziehung mit deiner Freundin führen können, wenn du überzeugter Nationalist bist und sie überzeugte Kommunistin (nur um das jetzt überspitzt darzustellen; wobei man in einem solchen Fall fragen muss, ob die beiden Extreme nicht wieder sehr nah beieinander liegen, dass es umso besser funktioniert).
Ich denke aber, dass viele Versuche unternommen werden, um deutlich zu machen, dass man zwischen Moslems und fundamentalistischen Islamisten unterscheiden muss. Allein an unserer Schule gibt es bspw. im Jahr mindestens drei (obligatorische) Vorträge zum Thema Islam - das geht mir persönlich langsam gehörig auf den Zeiger, macht aber deutlich, wie sehr es sehr vielen Menschen daran liegt diese Situation zu bereinigen.

Nur um dein Beispiel von Yusuf Islam aufzugreifen.


@Hagen: Vollkommen richtig. Meine vorherigen Aussagen beziehen sich auch darauf, dass das "geheime Eindringen in die Wohnung" nur über einen richterlichen Durchsuchungsbefehl möglich ist. Ich weiß, dass unser Innenminister darüber hinausgehende Befugnisse gefordert hat, allerdings sind diese soweit ich weiß, noch nicht im Bundestag genannt worden und haben dementsprechend weder Hand noch Fuß.
Und ich sage es gerne nochmal: eine RFS ist auch nichts Anderes, als eine Wanze im Telefon. Auch wenn Sebastian (Phoenix) berechtigte Zweifel an der Authentizität solcher Ergebnisse hat. Und auch hier betone ich gerne nochmal, dass es in meinem Verständnis nicht um eine alleinige Überwachung anhand von Computernutzung geht, sondern dass der Computer - einfach weil er das moderne Medium schlechthin ist - als weitere Möglichkeit gesehen wird, Informationen über einen potentiellen Straftäter zu erhalten.


Chris
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