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Medium 26. Jul 2016 00:51


Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Hallo DP,

ausgelöst durch einen aktuellen Fall, aber genährt durch Beobachtung über die Jahre hier, fällt mir etwas stark im Bezug zu den Jobangeboten auf: Wenn der potenzielle Arbeitgeber ein abgeschlossenes IT-Studium voraussetzt oder als wünschenswert angibt, schlägt ihm oftmals recht bald eine Portion Antipathie entgegen. Warum ist das so?
Wenn ich jemanden für eine Stelle suche, von der ich weiß dass sie gewisse Inhalte und/oder Arbeitsweisen erfordert, die i.A. erst in einem Studium vermittelt werden, halte ich solche Anforderungen zu äußern für eher fair gegenüber den potenziellen Bewerbern, indem ich nicht fälschlich eine anders gelagerte Arbeit suggeriere. Insbesondere sehe ich dabei auch den ausserfachlichen Anteil. Den, bei dem mir so ein "Wisch" von der Uni/FH attestiert, dass sich die Person im Streben nach dem Wunschberuf auch den Widrigkeiten und zugegebenermaßen dämlichen Abschnitten gestellt hat, und diese für ein größeres Gut gerne "erlitt". Darüber hinaus vermittelt einem ein Studium eine Arbeitsweise, die zwar in der freien Wirtschaft kaum haltbar ist, aber sie kennen gelernt zu haben sehr sehr wertvoll sein kann, da man sie in Teilen dennoch gut einbringen kann: Wissenschaftliches Arbeiten. Gerade das ist etwas, was man in den seltensten Fällen sich auch durch viel Berufserfahrung kaum aneignen kann, da es eben real kaum praktiziert wird. Die Methoden zu kennen halte ich aber für manche Arbeiten für sehr wichtig. Gerade wenn es nicht um Programmierer geht, sondern Entwickler.

Ich kann die Frage "warum ist das so?" für mich oftmals nur so beantworten: Da fühlte sich jemand mit ohne Studium auf den Schlipps getreten, und macht sich seiner scheinbaren Minderwertigkeitskomplexe Luft. Völlig unnötigerweise finde ich! Auf die meisten Ausschreibungen in denen nicht explizit darauf hingewiesen wird, dass es ein Akademiker sein MUSS, kann man sich auch aussichtsreich mit Erfahrung und Referenzen bewerben. Jeder Arbeitgeber der solche Bewerbungen direkt aussortiert wäre immens schlecht beraten, und zumindest der Großteil weiß doch wie die "echte Welt" tickt. Gerade bei älteren Bewerbern verschwimmen die Grenzen weitgehend für die meisten Positionen. Und mal anders herum gedacht: Bewirbt sich jemand ohne Studium auf eine anderweitig ausgeschriebene Stelle, sagt mir das doch schon mal eines: Entweder kann die Person nicht gut lesen, oder hat Eier in der Hose! In jedem Fall gucke ich genauer hin, was für gute Leute nur positiv sein kann.
Aber mal ganz unter uns: JA! Es gibt einen Unterschied zwischen Studierten IT'lern und gelernten oder gar autodidaktischen. Und der kann absolut relevant für einen Job sein. Wer mit den Jobs für gelernte Informatiker nicht zufrieden ist, kann doch auch gerne noch ein Studium dran hängen. Gerade in unserer Branche finden sich auch genügend Nebentätigkeiten (oder gar duales Studium!) um in den 3-4 Jahren nicht finanziell am Grundeis lecken zu müssen. Und wer meint, dass ihm/ihr das Studium dann doch zu schwer wäre (ja, mit allen Fächern darin, auch Mathe!), der hat sich soeben selbst eingestanden, dass es wirklich einen Unterschied gibt.

Das mag in Teilen etwas elitär klingen hier, aber die Denkweise "Ich mache IT, und zwar seit 20 Jahren, und deshalb bin ich für alles und jeden qualifiziert" halte ich für noch viel abgehobener und weltfremder. Das mag in den 80ern noch größtenteils gepasst haben, aber die Branche hat sich immens weiterentwickelt und diversifiziert, und ist im Punkt Komplexität auch alles andere als stehen geblieben. Fließend Pascal und C sprechen zu können ist heute kein Garant mehr dafür 100k€/a und täglich frisch geleckte Füße zu bekommen. Nein, stets doch funktionierende Programme zu schreiben auch nicht!

(Und komme mir jetzt keiner mit "es gibt aber auch total schlechte Akademiker, z.B. mein alter Kommilitone Klaus, der macht X und ...". Natürlich gibt es die. Die gibt es immer und überall. Studium zu haben ist eben auch keine Garantie nen Überflieger zu sein. Ebenso wie kein Studium zu haben keine Garantie dafür ist nix zu können. Das ist hoffentlich nicht nur mir klar.)

hoika 26. Jul 2016 04:52

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Hallo,
wenn ein Arbeitgeber einen Akademiker will,
soll er doch.
Das mit den Eiern war gut gesagt ! (Ehrlich)

PS: Bin Akademiker ...

sh17 26. Jul 2016 05:33

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Genau so sieht es aus.

Daniel 26. Jul 2016 05:37

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
:thumb:

Jasocul 26. Jul 2016 07:00

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Wenn die Anforderungen tatsächlich so sind (z.B. wissenschaftliches Arbeiten, Spezial-Themen, ...), dann muss das so sein.

Leider wird gerade im IT-Bereich bei fast jeder Stellenbeschreibung das Studium gewünscht. Daher weiß der interessierte Bewerber doch heute gar nicht mehr, ob das wahr ist oder nicht. Und in sehr vielen Fällen ist diese Forderung auch größter Unsinn. Vor vier Jahren habe ich selbst eine neue Stelle gesucht und ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur eine Ausschreibung dabei war, wo der Akademiker nicht gewünscht war. Einige sind dann ja so nett und schreiben noch "oder vergleichbares". Es gibt aber nichts wirklich vergleichbares zum Studium.

Dieses reflexartige Verlangen der Stellenausschreiber, dass jeder in der IT ein Studium haben muss, geht mir auf die Eier (ja, auch hier passt der Ausdruck :wink: ). Die interessierten Bewerber wissen doch gar nicht mehr, ob es sich lohnt, sich zu bewerben. Also bewirbt man sich, auch wenn man kein Studium hat. Dies ist für beide Seiten frustrierend.

Wenn für einen Job kein Studium erforderlich ist, dann lasst das doch verdammt nochmal aus den Anforderungen raus. Das wäre für alle fairer.

Die Akademiker bewerben sich dann nicht mehr auf Programmierer-Jobs und müssen sich nicht ärgern, wenn sie überqualifiziert und unterbezahlt sind.
Die nicht-Akademiker wissen sofort, dass diese sich nicht unnötig bewerben.

Sherlock 26. Jul 2016 07:01

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
In der Tat habe ich noch nicht erlebt, daß jemand die Forderung nach einem "Akademiker" belächelt hatte. Ich stimme dem Medium aber sonst voll zu.

Sherlock

rokli 26. Jul 2016 07:25

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Moin,

wenn Du heute die Job-Börsen abklappern musst, und hast kein Abi und kein Studium, dann sieht das schon schlecht aus! Aber das liegt auch an der Qualli der Bewerber.

Ich habe meine Fachausbildung IT vor vielen, vielen Jahren auf dem 2. Bildungsweg gemacht. Und später an die gleiche FH PCs geliefert und die Schulungsräume eingerichtet. Da hat mir mein alter Mathe Pauker so oft gesagt, dass er den Mathe Stoff, den wir lernen mussten, gar nicht mehr machen kann, weil die Schüler die nötigen Vorkenntnisse nicht mehr mitbringen.

Und das wissen die Stellenausschreiber auch, und legen die Latte gleich so hoch, dass das Studium quasi obligatorisch ist.

Das ist in anderen Berufsfeldern aber genauso. Ich bin damals mit Realschule Bankkaufmann geworden; heute brauch sich kein Realschüler mehr bei einer Bank bewerben!

Neutral General 26. Jul 2016 08:34

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Es kommt natürlich auf den Job an. Aber wenn unterm Strich "nur" ein Programmierer gesucht wird ist man meiner Erfahrung nach oft besser mit Nicht-Akademikern bedient. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Ich hab nämlich schon öfter den Fall gehabt dass Bachelor oder Master nicht produktiv als Programmierer einsetzbar waren weil sie im Info-Studium ihre 1-2 Programmiervorlesungen in den ersten paar Semestern hatten und sich ansonsten (privat) aber nicht weiter mit dem Thema beschäftigt haben.

Und von daher bin ich mir sicher, dass es viele Stellen gibt, wo der Arbeitgeber durch ein striktes "Akademiker-Only" viele gute Leute kategorisch ausschließt und am Ende möglicherweise mit jemandem endet der mehr kostet und für die Stelle trotz akademischem Abschluss weniger qualifiziert ist.

Für "Senior"-Stellen wo eher Teamleiter und/oder Projektplaner gesucht werden kann ich die Einschränkung allerdings verstehen und finde sie sinnvoll.

bra 26. Jul 2016 08:36

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Heutzutage wird leider für die primitivsten Aufgaben Abitur oder Studium vorausgesetzt, obwohl die auch jemand ohne so einen Abschluss erledigen könnte. Aber die Personaler machen es sich so natürlich einfacher.

Lemmy 26. Jul 2016 08:46

AW: Was ist so schlimm daran nach Akademikern zu fragen?
 
Zitat:

Zitat von Neutral General (Beitrag 1343394)
Es kommt natürlich auf den Job an. Aber wenn unterm Strich "nur" ein Programmierer gesucht wird ist man meiner Erfahrung nach oft besser mit Nicht-Akademikern bedient.

Sprich es kommt am Ende auf den "Mensch" an und wie er sich verkaufen kann....

Zitat:

Zitat von Neutral General (Beitrag 1343394)
Und von daher bin ich mir sicher, dass es viele Stellen gibt, wo der Arbeitgeber durch ein striktes "Akademiker-Only" viele gute Leute kategorisch ausschließt und am Ende möglicherweise mit jemandem endet der mehr kostet und für die Stelle trotz akademischem Abschluss weniger qualifiziert ist.

Und wenn ich mich wiederhole: Wenn ich mich nur auf die Stellen beworben hätte, deren Qualifikation ich erfüllt hätte, wäre ich heute noch Vermessungsingenieur. Und nochmal: ich denke das kommt stark auf die Person an.



Zitat:

Zitat von Neutral General (Beitrag 1343394)
Für "Senior"-Stellen wo eher Teamleiter und/oder Projektplaner gesucht werden kann ich die Einschränkung allerdings verstehen und finde sie sinnvoll.

Warum? Ich bin Akademiker, aber kein ITler. Aber wir hatten weder Teamleitung noch Projektleitung im Studium....


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