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[Chrome] Der Blick über den Tellerrand

Ein Tutorial von Christian S. · begonnen am 21. Mai 2006 · letzter Beitrag vom 29. Jul 2007
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Christian S.
Registriert seit: 19. Apr 2003
Der Blick über den Tellerrand


In den letzten Tagen habe ich mich eingehend mit einem Produkt beschäftigt, welches meines Erachtens viel zu wenig Beachtung erhalten hat. Die Rede ist von RemObjects Chrome. Chrome ist ein Pascalcompiler, welcher sich in das Visual Studio integriert und sowohl .NET 1.1 als auch .NET 2.0 vollständig unterstützt. Außerdem bietet Chrome eine Vielzahl von Sprachfeatures, die es klar von anderen Pascaldialekten wie Delphi oder Free Pascal unterscheiden.



Meine Highlights
Ich möchte an dieser Stelle keine komplette Liste abarbeiten, das darf jeder auf der Seite des Herstellers selber tun. In diesem Artikel werde ich eine ganz subjektive Auswahl treffen. Da ich noch nicht allzu lange mit Chrome arbeite, werden das wahrscheinlich noch nicht einmal die wirklichen "Highlights" der Sprache sein.

Als Erstes möchte ich auf Dinge eingehen, die der Compiler für den Programmierer erledigt. Und davon gibt es einige. Vor allem anderen gefällt mir dabei die so genannte "Type Inference", was soviel heißt, dass der Compiler nicht nur die Typen meiner Variablen erkennt, sondern erkennt, dass ich überhaupt eine neue Variable einführen will. Letzteres gilt für Variablen mit begrenzter Lebensdauer (also z.B. in with-Anweisungen).

Wie sieht das genau aus? So z.B.:
Delphi-Quellcode:
with foo := new Tfoo() do
begin
  foo.DoSomething();
end;
Wir müssen foo nirgendwo deklarieren und wir müssen auch nicht den Typ von foo angeben.

Ähnlich einfach kann man bei Bedarf neue Variablen einführen.
Delphi-Quellcode:
begin
  var bar := new TBar();
end;
Diese Zeile steht, wie man sieht, irgendwo im Quelltext und nicht im Deklarationsteil.

Ähnlich praktisch ist auch die Deklaration von Zählern:
for i : Integer := 0 to 5 do In der for-schleife muss man diese Syntax wählen, welche auch eine Variablendeklaration enthält. Sie ist mit den oben demonstrierten Syntaxschemas kompatibel. Type Inference ist das dann natürlich nicht mehr.

Ein guter Punkt, um zum nächsten Beispiel zu kommen, wo der Compiler Arbeit übernimmt. Oft kommt es vor, dass eine Property einfach nur ein privates Feld kapselt, also gar keine get- und set-Methoden vorhanden sind.

Hier hilft Chrome, den ewig gleichen Standardcode zu vermeiden, indem es folgende Syntax erlaubt:
Delphi-Quellcode:
type
  TFoo = public class
  public
    property aProp : String;
  end;
Mehr ist nicht nötig, um eine Property anzulegen, der Rest wird implizit deklariert. (Obiges Beispiel zeigt ein weiteres Chrome-Feature: Typensichtbarkeit wird vollständig unterstützt.)

Kommen wir zu Kleinigkeiten, bei denen man erst einmal denkt, dass das nicht erwähnenswert ist. Aber zumindest mir geht es so, dass die Kleinigkeiten, denen man immer wieder begegnet, einen hohen Stellenwert erhalten. Da wäre zum einen die exit-Methode, der man einen Parameter übergeben kann. Anstatt also
Delphi-Quellcode:
if aVal = anotherVal then
begin
  result := someVal;
  exit;
end;
schreiben zu müssen, reicht ein if aVal = anotherVal then exit(someVal); . Wie gesagt, eine Kleinigkeit, aber man gewöhnt sich dran

Nächste Kleinigkeit: "empty". Schonmal eine Methode gehabt, die im interface stehen musste, aber nur ein Dummy war? Kein Problem. Einfach folgendermaßen deklarieren:
Delphi-Quellcode:
type
  TFoo = public class
  public
    method aMethod; empty;
  end;
Im implementation-Teil muss kein Dummy mehr angelegt werden. Kleinigkeiten, an die man sich gewöhnt ...



Auffällige Sprachunterschiede zu Delphi
Ich könnte meine Highlights noch fortsetzen und je länger ich mit Chrome arbeite, werde ich Neue entdecken. Aber das würde wohl mit der Zeit langweilig werden. Daher will ich noch ein paar auffällige Sprachunterschiede vorstellen, die ich nicht so liebgewonnen habe, die aber trotzdem von Bedeutung sind.

Allen voran wäre da die Unterstützung von Generics. Sie sind eine der Voraussetzungen, die eine Sprache für .NET 2.0 erfüllen muss, und sie haben daher auch Einzug in Chrome gefunden. Die Syntax ist praktisch dieselbe wie in C#:
var li : List<Integer> := new List<Integer>(); oder auch (Zitat aus der Chrome-Doku)
Delphi-Quellcode:
type
  MyArrayList<T> = public class(ArrayList, IPersistentCollection)
    where T is PersistentObject, T has constructor;
Also auch die Unterstützung für Constraints ist da.

Weil ich an dieser Stelle nicht weiter auf Generics eingehen möchte (das ginge zu weit), möchte ich Euer Augenmerk auf das erste Code-Beispiel zu Generics lenken und zwar auf die Konstruktor-Syntax. Da .NET keine Konstruktoren mit Namen kennt, wurde auch in Chrome darauf verzichtet. Anstatt einen Defaultnamen wie z.B. "Create" und die Funktionensyntax zu verwenden, wurde auf die von C# bekannte new-Syntax zurückgegriffen. Es ist Geschmackssache, was man besser findet, logisch erscheinen mir beide. Ich muss aber zugeben, dass es am Anfang komisch aussieht, in Pascal mit "new" zu arbeiten

Ein weiterer Sprachunterschied zu Delphi sind die so genannten "Class Contracts". Class Contracts dienen der Überprüfung von Bedingungen, die vor / nach der Ausführung einer Methode wahr sein müssen (require / ensure) bzw. innerhalb einer Klasse immer erfüllt sein müssen (Invariants).
An dieser Stelle sei erneut ein Beispiel aus der Chrome-Doku zitiert:
Delphi-Quellcode:
method MyObject.DivideBy(aValue: Integer);
require
  aValue <> 0;
begin
  MyValue := MyValue/aValue;
end;
Es spricht eigentlich für sich, was hier passiert. Es wird sichergestellt, dass aValue nicht Null ist, weil durch Null zu teilen im Allgemeinen keine gute Idee ist. Invariants möchte ich an folgendem Beispiel demonstrieren:
Delphi-Quellcode:
type
  TComplex = public class
  public
    property length : Double;
  public invariants
    length >= 0;
  end;
Hier wird festgelegt, dass die Eigenschaft "length" niemals kleiner Null sein darf. Wird sie es doch, wird eine Ausnahme geworfen. (Übrigens wäre diese Klasse so fertig, im implementation-Teil muss nichts mehr gemacht werden.)

Dass auf jeden Topf ein Deckel passt, ist bekannt. In Delphi muss man die Deckel allerdings selber aussortieren, was in Chrome für einen erledigt wird. Ein Beispiel (wieder aus der Doku) macht es deutlich:

Delphi-Quellcode:
   
   x := new ArrayList();
   x.add('Test');
   x.add(123);
  for each matching S: String in x do
     console.writeline(s);
Anstatt, dass die foreach-Schleife stupide alle Elemente durchläuft und man selber dafür verantwortlich ist zu schauen, ob es sich um den richtigen Typen handelt, werden hier nur bei den Elementen in den Schleifenrumpf gesprungen, welche der matching-Bedingung entsprechen.

Den letzten hier genannten Sprachunterschied möchte einfach mal unkommentiert stehen lassen
Delphi-Quellcode:
  case forum of
    'df': DoDelphiForum;
    'csf': DoCSharpForum;
    'dl': DoDelphiLibrary;
    'csl': DoCSharpLibrary;
    else DoEntwicklerEcke;
  end;

Nobody is perfect
Doch auch Chrome hat Schwächen. Die liegen ganz klar nicht in der Sprache, sondern im Editor. Da ich momentan mit einem RC arbeite, will ich auf Fehler hier nicht eingehen, die können in der Final schon behoben sein. Es geht mir viel mehr darum, dass viele Refactoring-Funktionen entweder vollständig fehlen oder ungenügend umgesetzt wurden.

Smart Editing nennt sich das, was Chrome an Refactoring liefert. Doch was ist das? Zuerst einmal wären da die Navigation zwischen implementation- und interface-Abschnitt, wie man sie aus Delphi kennt. Ebenso die Klassenvervollständigung. Code Folding ist ebenfalls nichts Neues und das man Parameterlisten in einem Hint erhält, wenn man eine Funktion aufrufen will, ist inzwischen einfach Standard.

Die Code-Vervollständigung hat in Chrome einige wünschenswerte und praktische Ergänzungen erfahren. So wird das Erstellen von Properties dadurch unterstützt, dass man automatisch die entsprechenden get- und set-Methoden oder private Felder anlegen kann. Auch bietet die Vervollständigung beim Anlegen von Klassenoperatoren eine Liste der verfügbaren Operatoren. Eine Kleinigkeit, an die man sich wieder schnell gewöhnt: Tippt man "begin" und die Eingabetaste, wird das "end;" ergänzt und der Cursor an die richtige Stelle gesetzt.

Ein guter Ansatz, aber absolut nicht zu Ende gedacht, ist das Sync Rename. Damit sollte es eigentlich möglich sein, Mehtoden oder Klassen einfach umzubenennen. Leider heisst "Sync" hierbei nur, dass Änderung an diesen beiden Dingen (also Methode- und Klassennamen, anderes wird nicht unterstütz) synchron in interface- und implementation-Abschnitt gemacht wird. Aber im implementation-Abschnitt auch nur im Kopf der Methoden, nicht im Code. Und da muss ich einfach mal Fragen: Was soll das? Ich habe die Methode zigmal im Quelltext stehen und der ersetzt mir automatisch das Vorkommen, was ich am einfachsten selber finden kann? Na, vielen Dank auch.

Dann wäre da noch die automatische Deklaration von Variablen. Setzt man den Cursor auf einen Bezeichner und drückt eine Tastenkombination, erstellt Chorme eine entsprechende Property (Bezeicher fängt mir großen Buchstaben an), ein privates Feld (Bezeichner fängt mit "f" an) und ansonsten eine lokale Variable. Eine andere Tastenkombination erstellt eine neue Methode

Mehr an Refactoring gibt es nicht und das muss man einfach mal als mager bezeichnen. Da ist man deutlich mehr gewohnt und eine Firma, die ganz klar eine Konkurrenz zu Delphi präsentieren will, sollte auch auf diesem Bereich etwas mehr zu bieten haben. Und da muss man klar sagen: Delphi 2005 (2006 hab ich nicht) bietet deutlich mehr Komfort in diesem Bereich.


Mein Fazit
Ich habe den Kauf von Chrome nicht bereut und arbeite sehr gerne damit. Die Sprache bietet so viele Features, dass das Arbeiten trotz des dürftigen Editors Spaß macht. Ich entdecke immer wieder neue Features, die mir ein "Cool!" entlocken. Kurz um: Bei Chrome hat man einfach mal den Staub von der Sprache Pascal gewischt und das ist auch gut so. Das fehlende Refactoring ist ein deutlicher Mangel, aber es hat mich bisher nicht soweit gestört, dass es in mir Zweifel am Kauf von Chrome geweckt hätte.

Dieser Artikel kann auch auf meiner Homepage abgerufen werden: http://www.christian-stelzmann.de/artikel/chrome.htm
Crossposting Entwickler-Ecke: http://www.delphi-forum.de/viewtopic.php?t=60346



//edit: Link zur Chrome-Homepage eingefügt
 
Benutzerbild von SirThornberry
SirThornberry

 
Delphi 2006 Professional
 
#2
  Alt 21. Mai 2006, 10:54
die genannten Features sind schon incht schlecht. Aber Irgendwie erinnert mich das ganze doch sehr stark an C/C++.
Delphi ist ja eigentlich so einfach für Einsteiger weil es feste richtlinien gibt wo Variablen declariert werden müssen und wo es nicht erlaubt ist. Bei dem von dir vorgestellten sind wir ja aber eigentlich wieder bei C/C++ was viel mehr kann aber für Anfänger doch vewirrender ist.
Jens
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Benutzerbild von Christian S.
Christian S.
 
#3
  Alt 21. Mai 2006, 10:59
Hallo!

Ja, einige der Features von Chrome sind eine klare Abkehr von den Regeln, die Pascal dem Programmierer auferlegt, um sauberen Code zu erzwingen. Ich würde daher Delphi auch Chrome als Sprache für Anfänger vorziehen. Aber irgendwann ist man aus dem Stadium heraus, dass man einen Compiler braucht, der einem Vorschriften macht, um lesbaren Code zu erzeugen. Und an dem Punkt kommt mir Chrome sehr entgegen, weil es mir mehr Freiheiten gibt.

Grüße
Christian
Christian S.
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SirThornberry

 
Delphi 2006 Professional
 
#4
  Alt 21. Mai 2006, 11:01
da stimme ich dir zu. Das erste was ich mich alledings gefragt habe war, was einen dazu bewegt zu Chrome zu wechseln statt gleich zu C/C++
Jens
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mkinzler

 
Delphi 11 Alexandria
 
#5
  Alt 21. Mai 2006, 11:02
Zitat:
Das erste was ich mich alledings gefragt hat was einen dazu bewegt zu Chrome zu wechseln statt gleich zu C/C++
Eher zu c#, da Chrome ja eine .Net-Sprache ist.
Markus Kinzler
  Mit Zitat antworten Zitat
21. Mai 2006, 11:09
Dieses Thema wurde von "Daniel" von "Klatsch und Tratsch" nach "Tutorials und Kurse" verschoben.
Benutzerbild von Khabarakh
Khabarakh
 
#7
  Alt 21. Mai 2006, 11:11
Zitat von SirThornberry:
die genannten Features sind schon incht schlecht. Aber Irgendwie erinnert mich das ganze doch sehr stark an C/C++.
Delphi ist ja eigentlich so einfach für Einsteiger weil es feste richtlinien gibt wo Variablen declariert werden müssen und wo es nicht erlaubt ist. Bei dem von dir vorgestellten sind wir ja aber eigentlich wieder bei C/C++ was viel mehr kann aber für Anfänger doch vewirrender ist.
Es ist ja nicht so, dass die Variablendeklaration nun verboten sei . Chrome lässt dem Programmierer Einiges an Freiheit, wie man diese nutzt, muss jeder selbst entscheiden.

Sehr schöner Artikel, aber was hat dieses "T" in den Klassennamen verloren ?

Btw: Hier gibt es eine Aufzählung der vielen restlichen Features. Mein Liebling ist 0 <= x < Count .

[add]
Zitat von SirThornberry:
da stimme ich dir zu. Das erste was ich mich alledings gefragt habe war, was einen dazu bewegt zu Chrome zu wechseln statt gleich zu C/C++
Nur weil man zu faul für explizite Variablendeklarationen ist, muss man noch lange nicht das gesamte Pascal-Konzept schlecht finden.
Why .NET? Why Chrome?
Sebastian
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Benutzerbild von Christian S.
Christian S.
 
#8
  Alt 21. Mai 2006, 11:15
Hallo!

Richtig, C# ist eine starke Konkurrenz zu Chrome. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ich beides parallel benutzen werde. Aber Chrome bietet auch gegenüber C# einige Vorteile. Da wären zum einen Array-Properties, die einen Namen haben (bei C# kann man ja leider nur this[foo] machen), Sets, Klassenreferenzen und (ich gebe es zu, ich bin Gewohnheitstier) eine vertraute Pascal-Syntax.

Aber ich will hier auch nicht behaupten, Chrome wäre das non-plus-ultra, das jetzt jeder benutzen soll. Chrome ist auch "nur" eine Programmiersprache und da gewichtet jeder die Eigenschaften, die eine Sprache hat oder nicht hat, anders. Ich wollte lediglich einen kleinen Einblick geben, damit sich dann jeder selber ein Bild machen und seine persönliche Berwertung erstellen kann.

Grüße
Christian

//Edit: "T" im Namen: Macht der Gewohnheit und ich wollte die Delphianer hier nicht zu sehr schocken
Christian S.
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Daniel G
 
#9
  Alt 21. Mai 2006, 11:20
*räusper*

Jetzt wär' noch nen Link auf die Seite ganz hübsch....
  Mit Zitat antworten Zitat
mkinzler

 
Delphi 11 Alexandria
 
#10
  Alt 21. Mai 2006, 11:22
www.chromesville.com
Markus Kinzler
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